Huuuuih wo soll ich anfangen... erstmal frohes neues Jahr, ich weiß, es ist schon etwas spät dafür, abereigentlich auch nicht. Ne schöne Zeit kann man ja schließlich immer wünschen.
In den letzten Tagen bin ich nicht zum Schreiben gekommen - es ist einfach so viel passiert, und ich möchte ja auch nicht ständig am Laptop hängen, wenn ich die Zeit hier schön genießen kann. Nicht falsch verstehen, das Schreiben macht mir ja Spaß und mir ist es auch super wichtig, dass ihr auf diesem Weg erfahren könnt, was ich grade so mache, außerdem ist es eine schöne Erinnerung für später, aber ich bin ja auch hier.Und noch eine kleine Anmerkung/Anregung, dieser Post ist, wie du vielleicht schon gemerkt hast, sehr lang. Wenn du möchtest, nimm dir für ein paar Minuten eine Auszeit vom Alltagsstress, setz dich mit einer Tasse Tee auf die Couch und lies ihn als Ganzes. Du kannst ihn aber auch in Etapen lesen, solltest du nicht so viel Zeit haben, oder aber du sagst dir nee keine Lust, ich bin zu faul, dann komm ein anderes Mal wieder, ich kann es nicht versprechen, aber ich bin mir ziemlich sicher, die nächsten Posts werden wieder kürzer ;)
Aber jetzt genug gelabert, los gehts.
31.12.2016 - Der letzte Tag eines tollen, unvergesslichen Jahres
'Spektakuläre Jahresrückblicke' im ZDF, weniger spektakuläre Jahresrückblick-Quizze auf NDR oder 'die 25 bewegensten Momente des Jahres' auf RTL, exklusiv moderiert von niemand geringerem als Sonja Zietlow, die jedes Jahr noch ein bisschen blonder wirkt als im Jahr zuvor, und kommentiert von aufgebrauchten Z-Promi-Leichen, all das habe ich dieses Jahr verpasst. Und ganz ehrlich, bis auf das große Jahresquiz im Ersten, was Olli und ich die letzten Jahre tatsächlich immer geguckt haben, bin ich auch überhaupt nicht traurig deswegen. Ich hatte schließlich selber ein viel zu spannendes Jahr!
Ich will jetzt garnicht so lange rumschwafeln, ihr wisst ja schließlich alle, dass ich mein Abi gemacht hab, das ich gaaaaaaaaaaanz glücklich und gaaaaaaanz stolz gewesen bin (und immer noch ein bisschen bin, war ja schließlich nich jeschenkt dit janze, nur weil ick dit in Berlin jemacht hab). Ne aber im Ernst, ich weiß noch, wie ich mir Anfang 2016 immer wieder ausgemalt habe, wie das sein wird, wenn ich ENDLICH mein Abitur in der Hand halten werde, was ich im Abi bekommen werde natürlich auch, wie die Zeit danach sein wird, Praktika (wie, wo, was?), Ausland (aber wohin?) Studium (klappt das?), eigene Wohnung....ganz viele Fragen, ganz viele Erwarungen und vor allem eins: ganz viele Träume. Und jetzt bin ich hier, sitze in Panama neben dem Ventilator mit ner bunten Halb-Dreat in den Haaren, ner selbstgemachten Muschelkette um den Hals und dem Sonnenbrand meines Lebens (trotz Lichtschutzfaktor 70, das gibts hier zu kaufen. Und gut, es ist nicht der Sonnenbrand meines Lebens. Eigentlich brennts kaum, aber ist tief dunkelrot an einigen Stellen. Aber Sonnenbrand meines Lebens klang jetzt ein bisschen spektakulärer und als Autorin darf man aus dramaturgischen Gründen die Wahrheit schließlich ein bisschen verformen. Klammer zu).
Einige Träume habe ich schon gelebt, da wären meine kleine 'Europa/Interrail/Verwandtschaftstour-Tour', die mich nach Litauen, Amsterdam, Frankreich und durch Deutschland geführt haben, mein 3-monatiges Praktikum im Krankenhaus, was mir so viel Freude bereitet hat und mich noch mehr in meinem Willen und meinem Glauben bestärkt hat, dass das, was ich machen möchte, wirklich meine Bestimmung ist (das hört sich jetzt vielleicht etwas dramatisch an, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Ich weiß einfach, dass das mein Ding ist und ich glaube auch irgendwie zu wissen, dass ich gut darin bin. Ich habe das zum ersten Mal in der Kinderarztpraxis vor 2 Jahren gemerkt und jeder Tag auf der Station hat mir das von Neuem bestätigt.). Aber da sind auch die kleineren, leiseren Träume die mir dieses Jahr geschenkt hat. Momente, ganz ohne Sorgen, ohne Gedanken an Schule, Noten oder so. Vier Stunden Tanzen mit Uli beim Karneval der Kulturen, Menschen treffen und Bier trinken bei meinem ersten Festival, unendliche Freiheiten (und etwas Kotzerietis) beim Segeln mit Papa, alleine (aber nicht einsam) Ukulele spielen im ICE, zu Paulas Geburtstag im Impro-Theater lachen, mit Max durch Kreuzberg spazieren, Fischbrötchen zum Frühstück und viiiiiele Blumen aufm Fischmarkt, fliegen an meinem 18. Geburtstag... .
Andere Träume sind grade erst am entstehen; eine ganz besondere Überraschung zu meinem Geburtstag, in einem Projekt bei der Entwicklung eines Krebs-Medikaments reinschnuppern, mit Hunderten anderen in einem Hotel in Berlin den TMS schreiben (ja, selbst das wirkt jetzt, hier aus der Ferne nicht mehr beängstigend sondern eher wie ein nächster Schritt in meinem Leben und somit irgendwie schön)...
Und wiederum andere Träume sind eben noch Träume, über deren Präsenz ich mich freue und deren Zeit kommen wird.
Und ich merke, wie ich mich im Moment verändere. Das hat im Mai angefangen und hält bis jetzt an, und ich glaube, es wird auch noch etwas anhalten. Und über diese Veränderungen bin ich sehr glücklich. Weil sie meine Persönlichkeit formen, noch mehr zu dem Menschen hin, der ich sein will. Gelassener, ausgeglichener, ruhiger und gleichzeitig strahlender, selbstsicherer (nicht selbstbewusster, das auch ein bisschen in bestimmten Aspekten, aber vor allem selbstvertrauender).
Eine ähnlich große Veränderung habe ich 2013 erlebt, durch den Segeltörn und meine Zeit in England. Damals habe ich das eher unterbewusst gemerkt und erst im Nachhinein festgestellt, wie unglaublich wichtig diese Zeit für mich gewesen ist, dieses Mal kann ich mich förmlich selbst dabei beobachten. Vielleicht ist das auch etwas der Psycho-Einfluss von Pressi, ist jedenfalls spannend finde ich.
Jetzt aber mal zu konkreteren Dingen wie dem letzten Samstag 2016 selbst. Wie angekündigt hat der Tierarzt (ich habe den Namen leider schon wieder vergessen, aber Namen sind hier eh nicht so wichtig glaube ich, meine Gastfamilie hat meinen immernoch nicht drauf und die Leute, die die letzten Tage hier waren und von denen ich noch erzählen werde, kannten, obwohl sie miteinander unterwegs waren, ihre Namen gegenseitig auch nicht), Claudio (immerhin, ich habe mir den Namen meines Gastbruders gemerkt) und mich um 6:30 abgeholt. Und was darf bei jeder noch so kurzen Fahrt hier in Panama nicht fehlen? Natürlich, der Passport. Nicht nur meiner als Ausländerin, die Polizei, die hier alle 20m eine Straßensperrung vornimmt und dich willkürlich rauszieht und auf wat-weiß-ich-was kontrolliert, scheint dich wohl zu verprügeln und für immer zu inhaftieren. Anders kann ich mir die Aufregung, wenn ich den mal vergessen habe (was ich dauernd tue, ich hab keinen Bock den immer mitzunehmen, viel zu sperrig und mich kontrolliert eh keiner, ich bin ne Gringa: dunkelblond (jaaaa, fragt meine Friseurin ;) ), helläugig und meine Bauchtasche schreit förmlich nach deutscher Touristin. Wie ne typische Drogenschmugglerin oder Schlepperin sehe ich also echt nicht aus. Wobei, bei diesen Voraussetzungen sollte ich mir das vielleicht noch einmal überlegen...) nicht erklären.
Dann sind wir über die Panamericana in die Nachbarregion gefahren, eine tolle Fahrt, 25 min, vorbei an Stauseen und Wolken, die quasi neben uns über unendlich tiefen Tälern schwebten, wohingegen wir kurze Zeit später, nach dem Abfahren, über 'Straßen' gefahren sind, die so steil waren, dass man eigentlich schon von senkrecht sprechen muss. Mein "no no no no no" wurde konsequent überhört, während ich, aufrecht im Auto sitzend, den Boden näher kommen sah.
Ein zweites Frühstück gab es an einer staubigen Autobahngaststätte oder was das war, wo ich das erste Mal in meinem Leben Horchata getrunken habe, ein weißes, gekühltes Getränk welches, durch das eintägige Einweichen von getrockneten Früchten oder Samen in Wasser und dem anschließenden Pürieren und Zuckern, hergestellt wird. War, wie alles ess- oder trinkbare hier, megamäßig lecker.
Auf dem Weg zum Haus des Tierarztes (lasst ihn uns Ricardo nennen, irgendwas in der Richtung war das), haben wir bei zwei Häusern angehalten, bei der eine Familie lebt. Es wurde grade ein frisch geschlachtetes Schwein zerlegt, während die Kinder, im Alter von 3 bis 12, mich mit großen Augen angestarrt haben und mir dann ihre Puppe und ihr selbstgebasteltes Wägelchen gezeigt haben.
Es ist schon faszienierend, wie deren Kindheit gleichzeitig so anders und so ähnlich zu 'unserer' ist. Jedes Kind in diesem Alter spielt gerne mit Puppen und lässt sich mit was auch immer durch die Gegend fahren, egal ob auf einem neuen Bobbycar oder eben einer Kiste mit Rädern, wenn man als Kind spielt ist das egal. Ich habe den Eindruck, dass die Kinder hier freier aufwachsen, und gleichzeitig ein begrenzteres Leben führen. Kind sein hier heißt, dass man von Anfang an dabei ist. Die Mütter oder älteren Geschwister tragen die Kleinen auf dem Arm herum, sie können spielen, auf der Straße rumrennen, und sitzen halt auch beim Schlachten daneben oder helfen sogar mit. Wenn ich da an manche Helikopter-Eltern in Deutschland denke, die ihre Kinder nicht mal alleine ne Türschwelle überqueren lassen weil es stolpern könnte, oder andererseits, ihrem plärrenden Balg bei jeder Gelegenheit nen Bildschirm vor die Nase setzen, damit es ruhig gestellt ist, können sich die Kinder hier viel freier entfalten, ohne in einer bestimmte Norm passen zu müssen (Anmerkung: was ich hier schreibe sind natürlich nur meine eigenen, ersten Eindrücke, die zudem selbstverständlich nicht auf alles und jeden zutreffen).
Auf der anderen Seite, und das sehe ich bei meinem Gastbruder sehr, ist der amerikanisch-westliche Einfluss sehr groß, vor allem was das Essen und 'Nutzung elektronischer Geräte' (das klingt altmodisch ich weiß) angeht. Fast alle Jugendlichen und Erwachsenen hier sind übergewichtig, nicht adipös, aber übergewichtig. Die jungen Leute trinken alle Cola oder andere Softdrinks, essen Chips und haufenweise Cracker (und das ist wirklich nicht übertrieben), bewegen sich zu wenig und hängen vor der Glotze und am Handy (wobei sie das 1. nicht von anderen Kindern und Jugendlichen auf dieser Welt unterscheidet und ich sie 2., angesichts der Tatsache, dass es hier 5 Stunden am Tag zu heiß für jegliche Form von Bewegung ist und man hier auf dem Land echt nicht viel Beschäftigung hat, irgendwo auch etwas verstehen kann. Im Internet/Fernsehen findet sich immer etwas zum Zeit tot schlagen).
Dazu kommt, dass Bildung ab der Uni teuer ist und sich das viele Familien glaube ich einfach nicht leisten können. Ich komme mir komisch vor, wenn ich erzähle (erst nachdem ich explizit danach gefragt wurde), dass ich in meinem Leben schon 15 Länder bereist habe, während mein Gastbruder noch nie in Bocas oder Costa Rica war. Und ich frage mich, wie mein Leben verlaufen wäre, wäre ich nicht in Deutschland geboren worden. Oder selbst in Deutschland, in einer Familie, die mir nicht all diese Möglichkeiten mit auf den Weg gegeben hätte. Dafür, für meine tolle Familie, die ich über alles liebe, und für mein tolles Leben, was ich auch liebe, bin ich sehr dankbar.
Jetzt aber wieder zurück zu den Einzelteilen des Schweins, die da überall rumlagen. Ricardo hat jedenfalls was mitgenommen, heißt, der Schweine-Typ der hat mit seiner Machete 3 Mal auf das Schwein eingeprügelt, es hat kurz geknackt und geknirscht und voilà, ein neues Einzelteil, fertig für den selbstverständlich ungekühlten Transport, wir wollen ja keine Clichés auslassen, wurde in eine runde Plastiktonne, so eine die man immer zum Kanu fahren benutzt, gepackt und in den Kofferraum geschmissen. Dann gings weiter.
Ricardo an sein Auto am Ende der Schotter-Piste, irgendwo im Nirgendwo geparkt, wir sind ausgestiegen und dann ging die Odysee zu seinem Haus los. Erstmal über eine stabil aussehende Brücke, der ich echt vertraut hätte, bis mir Ricardo erklärte, dass die Brücke wohl in naher Zukunft wegbrechen wird, weil die vielen jüngsten Erdrutsche, aufgrund des starken Regens, die Betonpfeiler, auf denen sie steht, untergraben hätte, woraufhin mein vollschlanker hermano anfing auf der Brücke rumzuspringen. Naja, fürs Foto hab ich mir noch ein Lächeln abzwingen können.
Weiter gings, ich musste aufs Klo, der Tierarzt hat mir einen Platz an einem idyllisch anmutenden Fluss gezeigt, und verließ mich mit den Worten, pass auf die Schlangen und die Spinnen auf, ihm sei letztens erst wieder eine Boa Constrictor vor den Füßen lang geschlängelt. Danke.
An dieser Stelle ein kurzer Eintrag aus Wikipedia:
Bis auf Insekten und Spinnen frisst die Abgottschlange (=Boa Constricor) alle Tiere, die sie größenmäßig bewältigen kann, selbst kleine Kaimane werden geschlagen. Warme Beute wird allerdings gegenüber kalter bevorzugt. Die Abgottschlange wendet im Allgemeinen zwei unterschiedliche Jagdmethoden an: Entweder sie folgt aktiv den Duftspuren der Beutetiere oder wartet als Lauerjäger auf den günstigen Moment. Wenn die Schlange mit einer dieser Methoden der Beute nahe genug ist, schnappt sie blitzschnell zu und erdrückt das Opfer anschließend mittels ihrer muskulösen Körperschlingen.Wie gesagt, danke. Das hat ungelogen dazu geführt, dass ich die darauffolgenden 10 min bei jedem aufschreckenden Vogel mit einem leisen Schrei zusammen gezuckt bin.
Dann gings weiter, mittels einer 'Brücke' , bestehend aus einem Bambusstab und einem Seil, über einen Fluss, quasi durch das Wohnzimmer einer Familie, ein paar Hügel rauf und wieder runter, über Kuhweiden und durch einen Fluss durch, zum Arbeitshaus von Ricardo. Stellt euch einfach eine große hügelige Wiese mit hohem Schilf ähnlichem Gras vor, auf dem ein mit Wellblech überdachtes Betonzimmer steht. In dem Haus ein SM-Käfig, in dem er Pferdesättel eingeschlossen hatte, hier wird überall alles geklaut, selbst an Orten an denen man denkt, dass da niemand hin kommt. Dann sein Pferd geholt, weg geritten und zurück mit einer Kuhherde gekommen. Ich hab in der Zeit die Zecken aus dem Kopf des anderen, alten Pferdes gerupft und zerknackt.
Und als er dann zurück war, durfte ich auch reiten!!! Hier wird anders geritten, mit Knotenhalfter und Westernsattel und ich liebe es. Die Pferde sind, weil Arbeitstiere und nicht Freizeitbeschäftigung, und dadurch viel mehr ins tägliche Leben eingebunden, viel gelassener. Reiten erscheint hier viel leichter, raufsetzen, in die Richtung gucken, in die du reiten willst und los gehts. Und es war so schöööööön!!! Ich weiß, dass ich keine besonders gute Reiterin bin, (Katharinas Stimme im Ohr, die mir sagt, dass ich aussehe als würde ich aufm Klo sitzen) aber es reicht aus. Das fand auch Ricardo und meinte zu mir, wenn ich Lust hab könne ich für ne Stunde rumreiten wohin ich wollte. Und das habe ich dann auch gemacht. Naja, ein bisschen zumindest. Ich wollte nicht allzuweit weg reiten, aber es hat immerhin für einen Galopp über die Wiese gereicht und einen schnellen Trab durch den Fluss und zum Schluss habe ich dann noch, haltet euch fest, Kühe getrieben. Alleine! Und zwar so richtig, wie die Cowboys halt. Und es war garnicht soooo schwierig (aber ich hatte ja auch ein tolles Pferd und die Kühe kannten das Gelände ja...). Wie cool ist das denn bitte von ihm, dass er mir einfach, ohne mich wirklich zu kennen, sagt ja mach mal. Und wie viel cooler ist es denn bitte noch, dass es dan einfach so klappt?
Was soll ich sagen, das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Ausgelutschter Spruch aber wahr. Es war so toll!
Nur die Steigbügel waren etwas zu kurz für mich... |
Goodbye, ich komme nicht mehr zurück...
Gegen Mittag sind wir dann wieder Richtung Auto gegangen, haben noch Halt im 'Wohnzimmer' der Familie gemacht, wo ich mit den Einheimischen Jungs und deren Luftschussgewehren um die Wette geballert habe (und kläglich versagt habe, keine Ahnung wie der diese blöde Bierdose getroffen hat, hat wahrscheinlich geschummelt), bei der Familie mit dem Schwein noch etwas selbst gemachten Wein aus panamischen Weintrauben, die auf Bäumen wachsen, probieren durfte (sehr sauer, aber ich mag Wein eh nicht) und im Auto dann glücklich eingeschlafen bin.
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Wem dieses Bild bekannt vorkommt, der muss mal einen Blick auf einen meiner ersten England-Posts werfen ;) |
Die Weinpalme... |
Der letzte Tag in 2016 geht zu Ende... |
Wozu nach Berlin ins Neue Museum gehen, wenn man die Nofrete auch hier in einer Bar am Pazifik bestaunen kann?! |
Gegen 20:00 sind wir nach Hause gefahren, Klein-Charlöttchen musste nochmal schlafen, wo eine Überraschung (für mich zumindest) auf uns wartete; Freunde und Verwandte der Familie waren aus David gekommen und nachdem mich Claudio gegen Viertel vor 12 geweckt hat, haben wir zusammen das neue Jahr gefeiert. Hier wird zwar nicht so viel gefeuert wie in Berlin, dafür sind die Böller aber viel viel lauter (aber auch kaum bunt, die machen nur krach).
Es war schon schön, aber irgendwie fühlte es sich nicht so richtig wie Neujahr an, einfach, weil ich wusste, dass in Deutschland das neue Jahr schon seit 6 Stunden angefangen hatte, das hat dem irgendwie ein bisschen das Besondere genommen. Ich weiß nicht, ob das so nachvollziehbar ist, aber als ich noch in 2016 gegen 21:00 mein Schläfchen gemacht habe, haben mir Leute aus 2017 schon geschrieben, dass sie jetzt müde sind und ins Bett gehen. Irgendwie merkwürdig.
Nicht das schönste Foto, aber die Knaller hier sind ja auch nicht so schön. |
Die Linke ist die Mutter der Zweiten von links, und die ist 11. Ja, ich habe auch so geguckt wie du jetzt grade. |
Fiesta... |
Um 01:00 haben Claudios Freunde uns wieder abgeholt und wir sind zu einer Fiesta im Dorf gefahren. Mein Ziel ist es ja, in Panama Salsa tanzen zu lernen. Und ich habe direkt üben dürfen. Bis 4:30 morgens, während sich die Jungs den Wodka wie Wasser reingeschüttet haben. Ich hatte keine Lust auf Alkohol, das macht mich nachts nur noch schneller müde. Dafür habe ich wie gesagt getanzt, wenn man das, im Vergleich zu allen anderen hier, tanzen nennen darf. Keine Ahnung wie die das mit ihrer Hüfte auf die Reihe kriegen, aber ich habe das Gefühl, das ich entweder aussehe wie eine Salzstange auf zwei Beinen, eine Wurstpelle oder einer Nilpferd, was übertrieben mit dem Arsch wackelt. Ich fürchte das ist genau der Fehler, etwas weniger denken täte mir manchmal ganz gut. Aber die Tatsache, dass mich einer meiner Tanzpartner, ein dicker schwitziger Mitdreißiger, gegen seinen dicken nass geschwitzten Bauch gepresst hat, während ich gleichzeitig nach Hinten gegen gedrückt habe um ihn nicht berühren zu müssen, was nichts gebracht hat, mein T-Shirt wies danach riesige Schweißflecken von ihm auf, hat meine Tanzsituation auch nicht sonderlich gefördert.
Irgendwann hat die Polizei das Ganze dann beendet, Freunde von Claudio haben uns nach Hause gefahren und ich bin mit seinen Kotzgeräuschen und -gerüchen aus dem Nebenzimmer eingeschlafen.
1.1.2017 - Der erste Tag eines ebenso tollen, unvergesslichen Jahres (da bin ich mir ganz sicher)
Frühstück habe ich mangels Hunger ausfallen lassen und stattdessen anfangen wollen, mich durch die Internetseite von lotuyo zu arbeiten. Mit mittelmäßigem Erfolg. Ich wurde schnell von den Mädels hier bestürmt (11, 16 und 17), die ALLES wissen wollten. Von meiner schönen Augenfarbe, über die Personen mit denen ich schreibe, Jungs in Deutschland, Europa generell, wieso es dort schöner sei, wenn man etwas gebräunte Haut hat (was sie garnicht nachvollziehen konnten), ob sie mich besuchen kommen könnten... . Besonders Luisa, die Jüngste, ist mir die kommenden zwei Tage nicht mehr von der Seite gewichen und ich habe so viel Spanisch gesprochen und gehört, wie noch nie in meinem Leben. Es war super schön, aber auch echt anstrengend, weil mein Gehirn auf Hochtouren gearbeitet hat. Ich habe jedes Wort gefühlt fünf Mal nachfragen müssen. Ich glaube ich werde alt. Ich kann mir einfach nichts merken. Am späten Nachmittag gab es Schwein mit Ananas zu essen. Dazu panamischer Kartoffelsalat und - natürlich - Reis.
Wo kommen auf einmal die vielen Menschen her? |
Das ist übrigens King, der Babyhund der einen Familie, der jedes Mal auf meinem Schoß eingeschlafen ist. |
2.1.2017
Der Plan für heute: Essen, zum Pazifik fahren und dann wieder essen. Das haben wir auch gemacht. Es war Niedrigwasser, die orange Flagge oben (rot bedeutet gefährlich, nicht baden; orange bissl gefährlich und den Rest weiß ich nicht mehr, wird aber glaube ich auch nicht benutzt) und so konnten wir, genauso wie viele viele andere an diesem Tag, ein paar schöne Stunden am Strand verbringen. Und Pazifik ist nochmal echt anders zum Baden, als Ostsee.
Das Wasser sehr sehr salzig, und nach 10 min wurde ich von allen Seiten bestaunt, weil meine Augen so rot waren (deren irgendwie nicht so, oder der Kontrast war bei mir stärker keine Ahnung). Außerdem ist es erstaunlich warm, man kann da stundenlang drin rumstehen ohne zu frieren. Ich hätte gedacht, dass das Wasser eines so großen Ozeans eher kühl ist. Ab und zu kommt zwar eine kalte Strömung und streicht um deine Beine, aber sonst ist es echt super angenehm.
Auch die Wellen sind ganz anders, kommen nicht regelmäßig sondern bauen sich irgendwie willkürlich und ganz plötzlich vor dir auf. Manchmal eine, manchmal eine Serie von Wellen, manchmal auch zwei direkt hintereinander, sodass das Wasser aussieht wie zwei Walrücken, die Seite an Seite durch die Brandung schwimmen. Wenn man drunter durchtaucht, merkt man garnicht, wie groß die Welle ist, die grade über einem ist, aber wenn man stehen bleibt oder mitsurfen will, wird man mit voller Wucht getroffen, so doll, dass der Bikini wegrutscht und man 2m Richtung Strand gedrückt wird. Wenn man den Pazifik aber wieder verlassen möchte, braucht man etwas Geduld. Das zurück fließende Wasser zu deinen Füßen kreiert nämlich eine so starke Strömung, dass man bei jedem Schritt das Bein ganz weit hocheben muss, um wie ein Storch aus dem Meer staksen zu können.
Zum Glück gibt es im und auf dem Wasser verteilt überall life-rescue-frag-mich-nicht-Typen (hört sich immernoch besser an als Bademeister. dämliches altmodisches Wort.), die darauf aufpassen, dass man eine imaginäre Grenze nicht überschreitet, so dass man immer noch stehen kann. Das ist auch gut so, nicht alle Menschen hier können schwimmen.
Der Boden ist ganz weich und hin und wieder tritt man mal auf einen platten Seestern, der aussieht wie ein kleines Frisbee oder eine Untertasse und der an der Unterseite ganz viele ganz feine Härchen hat, die sich, sobald man ihn hochhebt, auf der Suche nach einem Halt von links nach rechts wiegen.
Im und am Wasser haben wir 2-3 Stunden verbracht und sind dann nochmal ins Schwimmbad gegangen, um uns abzuduschen, wo wir nochmal eine weitere Stunde verbracht haben.
Und dann habe ich gemerkt, dass ich doch ganz etwas rot war. Überall wo ich die panamische Sonnencreme mit Faktor 70 benutzt hatte, hatte ich ordentlich Farbe bekommen. Nur in meinem Gesicht, wo ich meine deutsche (aber in Frankreich hergestellte Creme) benutzt hatte, sah ich noch so weiß aus wie zuvor. Aber gut, ich bin ja noch ein paar Monate hier.
Zu Hause haben wir alle zusammen gekocht. Truthahn in Wurzelsuppe mit Reis und Krabben und zu trinken selbstgemachte Limonade, die man Chicha nennt, und für die einfach viele Zitronen, noch mehr Zucker und noch mehr Wasser miteinander gemischt werden.
Sie ist übrigens schwanger by the way |
War super lecker und ich habe mich, während der Truthahn fachmänisch wie alles hier in einer Ecke des Hauses mit einer Machete auseinander genommen wurde, etwas länger dem Truthahnherzt gewidmet, es seziert und ich weiß nicht ob das stimmt, aber es sieht nicht so aus als wären da vier Kammern drinnen gewesen. Ich muss allerdings auch einräumen, dass mir der Aufbau von Vögelherzen nicht bekannt ist. Der von Menschenherzen allerdings auch nicht wirklich. Ich habe also eigentlich garkeine Ahnung. Aber war trotzdem spannend.
Uuuund ich habe Truthahnfüße probiert. War aber nicht soooo dolle. Irgendwie bestand das nur aus Fett und Knorpel.
Nach dem Essen haben alle Leute in meinem Alter an ihren Handies gechillt. Ich habe derweil eine Muschelkette hergestellt. Die ist, ohne mich jetzt zu sehr loben zu wollen oder so, echt schön geworden finde ich.
Irgendwann hieß es dann die fahren jetzt ab. Dann verstrichen 3 Stunden, ohne dass sich jemand bewegt hat und wie auf ein geheimes Komando hin sind irgendwann alle aufgestanden und haben sich verabschiedet. Ich habe dieses komische Verhalten hier schon öfter beobachtet (und stand immer wie ein Idiot da, alle wollten plötzlich los, nur ich war irgendwie noch nicht fertig). Stundenlang passiert garnichts und dann alles auf einmal und irgendwie bekomme ich noch nicht mit, nach welchen Kriterien entschieden wird, dass es wirklich jetzt losgeht und nicht 5 min früher oder später. Vielleicht sind Panamaer in Wirklichkeit Roboter, die alle einen Chip im Kopf haben, über den sie nonverbal kommunizieren und sich gleichschalten können... Würde auch erklären wieso die keinen ordentliche Bezeichnung für ihr Volk haben, Panamesen, Panamier, Panamaer, ich weiß es immernoch nicht.
3.1.2017
An diesem Tag habe ich quasi nichts gemacht. Ab 10:00 saß ich auf einem Stuhl auf der Terasse und habe mich da bis 21:00 auch nicht großartig von weg bewegt. Fast 4 Stunden an diesem Post geschrieben (und dann heute, am 4. nochmal über 2,5 Stunden), und weitere 4 Stunden geskypet. Irgendwann gegen 18:00 kam ein Mann, der René heißt, endlich mal ein Name den man sich auf Anhieb merken kann. Und René war, tatatatata, der erste Panamone, den ich hier getroffen habe, der mehr als ein paar Krümel Englisch spricht. Er hat nämlich 8 Monate in Österreich gelebt, sein Host-Father hat nur auf Englisch mit ihm gesprochen, deswegen spricht er kaum deutsch aber eben ganz gut Englisch.
Long story short, wir haben uns verabredet, um 21:00 kam er wieder, hat mich abgeholt, und mir seine zwei Restaurants gezeigt (und mich versucht von lotuyo abzuwerben um in seinen Restaurants arbeiten zu können, dann würden nämlich alle in sein Restaurant kommen. ja ne is klar.).
(So werden in Panama übrigens Leitern gebaut:)
Dann sind wir noch ins Nachbardorf, wo jetzt 6 Tage Fiesta zu Ehren von Maria ist, die Fiesta hatte abernoch nicht angefangen, erst so gegen 01:00. Dafür wurde ich auf was zu Essen eingeladen, hab Spanisch gelabert und bin jetzt für heute nochmal mit ihm verabredet (hoffe aber Claudio kommt mit, der war zwar nett, aber ich misstraue den panamieischen Männern etwas), wir gehen en la tarde dahin, gucken uns irgendwas mit irgendwelchen Stieren an und en la noche soll ich dann meine Salsa Kentnisse vertiefen. Das schöne bei René ist aber, dass ich sein Spanisch verstehe. Dadurch, dass er selber im Ausland war, weiß er, worauf er Rücksicht nehmen muss, spricht etwas langsamer und deutlicher und erklärt mir viel. Das ist echt super und in meinem Lern-Stadium deutlich hilfreicher als das schnelle, akzentlastige Gerede meiner Hostmütter.
Mal sehen was der heutige Tag also so bringen wird, ich bin gespannt.
Wenn dus bis hier hin geschafft hast, Glückwunsch und vielen Dank für deine Geduld ;)
❤Charlie
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