Sonntag, 29. Januar 2017

Mein zweiter Aufbruch oder Urlaub vom Urlaub machen

Ich sitze wie immer unter dem Wellblechdach in der brütenden Hitze. Meine Schwester hat mir gestern erzählt, sie hätte bei nem Sportkurs ihr gesamtes T-Shirt durchgeschwitzt. Ich habe etwas gebraucht um den, für sie plausiblen, Zusammenhang zwischen Anstrengung und Schwitzen zu verstehen...
Der heutige Tag ist fast vorbei, morgen gehts los. Ich habe heute zwei Sachen festgestellt: 1) ich werde Las Lajas und die Menschen hier etwas vermissen und 2) ich bin den letzten Monat völlig ohne Grund mit behaarten Männer-Beinen rumgelaufen, mein Epilierer funktioniert nämlich anscheinend doch, der muss nur an genau dem einen Tag vor 5 Wochen, an dem ich ihn benutzen wollte, Probleme mit dem Laden gehabt haben und ich hatte es danach nie wieder ausprobiert, weil ich dachte es liegt an den Spannungsunterschieden oder so. Das wird heute ein sehr sehr schmerzhafter Abend...
Bitte lieber Gott, lass das mein einziges Problem der nächsten Wochen sein.
Ich freue mich aufs fahren, ich bin aufgeregt, ber ich freue mich. Das ist in den letzten Tagen, seit meinem vorletzten Post, immer mehr geworden. Ich freue mich darauf, endlich wieder autonom zu sein, ich freue mich darauf, mein eigenes Essen kochen zu können und ich freue mich darauf endlich wieder  richtig frei zu sein, das Gefühl zu haben, ich könnte die ganze Welt bereisen wenn ich wollte.
Manchmal mischen sich auch Sorgen dazu, was ist, wenn ich niemand Nettes kennen lerne, wenn ich alleine im Hostel bin, wenn ich mir nach einer Woche denke, mist, wär ich doch in Las Lajas geblieben, Reisen ist anstrengend und langweilig...lauter so dummes Zeug eben. Denn natürlich ist Reisen nicht anstrengend, natürlich werde ich höchtswahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt meiner Reise alleine in einem Hostel sein und ja, wahrscheinlich wird es auch mal einsamere oder doofere Momente geben, aber das unendlich tolle ist ja, dass ich jederzeit weiter ziehen kann wenn mir etwas nicht passt und dieses Wissen ist ungemein befriedigend. Ich bin ungebunden, ich kann machen was ich will. Und alles andere und alle anderen sind egal. Wann im Leben befindet man sich denn mal bitte in einer so dekadenten, geilen, super egoistischen Situation?!
Ich habe schon Angst wieder nach Hause zu kommen und nur noch aufm Egotrip zu sein und dann finden mich alle blöd...STOP...und schon wieder beim zu viel Denken erwischt. Mensch mensch mensch, das wird ein Stück Arbeit fürchte ich.
Heute habe ich den Tag jedenfalls noch damit verbracht, Zeug fertig zu machen; meinen Stick aufzuräumen, alle Fotos in ne Clous zu laden um mehr Platz auf meinem Stick zu haben, Adressen raus zu suchen, etwas noch fürn TMS, ein paar Lieder noch für die Ukulele (gestern hatten wir fast 6h Stromausfall und ich habe gemerkt, dass ich zu wenig Songs habe), so Zeug eben...
Und dann dachte ich schreibe ich eben nochmal diesesn kleinen letzten Post von hier, wobei ich nichtmal weiß, ob es wirklich der allerletzte Post aus Las Lajas bleiben wird, ich wurde nämlich von meiner tollen Familie hier zum Karneval eingeladen, vom 24. bis zum 28. Februar. Das ist in Panama (und Lateinamerika generell glaube ich) ein ziemlich großes Ding. Wer weiß, mal schauen...
Morgen gehts dann jedenfalls los nach Boquete und ich erinnere nochmal daran, ich bin ohne Handy unterwegs, wenn ihr mit mir kommunizieren wollt, worüber ich mich immer sehr freue, dann ab jetzt nicht mehr per Skype oder so, sondern nur noch per Mail, ich versuche regelmäßig zu antworten, entweder von anderen geliehenen Handys aus, oder ausm Hostel oder nem Internetcafé. Ooooder ich klau mir selbst ein neues Handy, das wär natürlich auch noch ne Option ;)
Und danke nochmal an die Glückwünsche und die vielen Schutzengel, die auf mich aufpassen, und Menschen, die an mich denken, macht euch nicht zu viel Sorgen, aber auch nicht zu wenig. Wenn ich mich länger als 1,5 - 2 Wochen nicht melde, dürft ihr anfangen zu suchen (nachdem ihr Papa gefragt habt und er auch nichts gehört hat).


So und jetzt sage ich mal hasta luego und bis bald!
❤ Charlie

+++UPDATE+++ Mein Epilierer geht doch immernoch nicht, aber ich weiß nicht wieso.

Freitag, 27. Januar 2017

Heute morgen habe ich mich mal wieder zum Joggen aufquälen können. Hab generell eigtl Spaß daran gefunden morgens zu laufen, aber nur dann, wenn ich selbst aufwache, nicht wenn mich mein blöder Wecker extra dafür weckt. Naja, dafür konnte ich mir danach mit gutem Gewissen den Bauch mit Chelys leckeren Mais Tortillas voll schlagen, die zwar schmecken, aber wie alles hier frittiert werden. Dazu gabs, ganz im Panama-Style, Wurst, ebenfalls vor Fett triefend. Und eigentlich ist das auch keine Wurst, sondern eine salzige rosa eingefärbte Masse mit Geschmacksverstärkern. Im Ernst, die schmeckt nichtmal nach Wurst.
Im Anschluss gings jedenfalls nach lotuyo, wo ich die folgenden zwei Stunden auf dem Boden hockend damit verbracht habe, unreife, grüne Bananen zu schälen. Eine riesige Sauerei ist das, man muss das im Wasser machen, weil die Bananen beim Anschneiden einen Saft frei setzten, der nicht nur unglaublich klebrig ist, sondern auch alles dunkel färbt. Alles. Meine Nägel sahen danach aus als hätte ich Nagelpilz. Und das Schälen kann man auch nicht mit reifen Bananen vergleichen, da die Schale viel viel fester an der Frucht klebt. Aber wenn man sich die Arbeit macht, die Bananen dann trocknet und malt, erhält man Bananen Mehl und das soll sehr lecker sein. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen das mal zu kaufen.
Silke und ich haben dann noch etwas Ananas Kokos Marmelade gemacht, und um 11:30 war ich schon wieder zu Hause. Wir haben heute nicht so lange gemacht, weil wir am Samstag noch arbeiten wollen.
Aber mir hat das gepasst, so konnte ich nochmal mit Max skypen, Tschick zu Ende lesen (ein tolles Buch und der Film, der auch super sein soll, läuft grade in Deutschland in den Kinos. Vielleicht was für dunkle Wintertage?) und Lieder für die Ukulele rausgesucht und abgeschrieben. Ich habe die Ukulele (die ich Luc übrigens für 13,5$ abgekauft habe) angemalt, lackiert (mit Nagellack, die anderen transparenten Holzlacke waren zu teuer und man muss sich zu helfen wissen. Zugegeben, die Lackschicht ist nicht die schönste, aber sie schützt die Farbe, und das ist was zählt.) und jetzt möchte ich noch ein mehr Lieder lernen. Ein paar kann ich schon. Und als Beschäftigung und um mit Leuten in Kontakt zu kommen ist das super, grade beim Reisen.




Das Band habe ich gebastelt, dass ich mir die Ukulele beim Laufen besser umhängen kann. 
A propos, wo gehts denn eigentlich jetzt hin? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Am Montag werde ich nach Boquete fahren, das ist die Hauptstadt Chiriquis, ca. 100 km von hier entfernt. Da gibts nen Vulkan, der gleichzeitig der höchste Berg Panamas ist, den man besteigen kann. Is halt nur ziemlich kalt (oben bis zu 3 Grad). Und sonst weiß ich noch nicht. Vielleicht lerne ich dort nette Menschen kennen die mich zu einem neuen Ziel inspirieren, viellicht gehts weiter nach Costa Rica... ich habe mir nichts bestimmters vorgenommen, nur so viel; ich mache nur worauf ich Bock habe. Ganz egoistisch, denn das ist der Vorteil beim alleine reisen, du kannst machen was auch immer du willst. Wenn ich Action will mach ich Action. Wenn ich Kultur will mach ich Kultur. Und wenn ich einen Tag nur faul rumliegen will dann liege ich einen Tag nur faul rum.
Ich reise ohne Handy, habe also auch kein Internet, was bedeutet, dass ich auch keine Hostels reservieren kann (und leider auch nicht regelmäßig bloggen kann), aber ich bin nicht ganz mittellos, für Costa Rica habe ich mir einen Reiseführer von 2009 besorgt, also quasi neu, in dem auch viele Unterkünfte verzeichnet sind. Ganz unerreichbar bin ich allerdings nicht, in Bocas habe ich mir Handys von anderen ausleihen können, und das wird auch weiterhin der Fall sein denke ich, aber Montag dann halt wieder nur Mail (was ich eh schon mit den meisten mache) und etwas mehr Geduld.
Also ist eigentlich alles wirklich super, bis auf eine Sache, ich habe Rückenschmerzen. Das alte Thema wieder. Und es nervt echt, weil ich nicht grade sitzen oder stehen kann (und reiten auch nicht, jede Rücken streckende Tätigkeit eben) ohne Schmerzen zu haben - und das, obwohl ich mittlerweile eigentlich einen geraden Rücken habe, das Korsett abtrainiert ist, ich täglich Übungen für den Rücken mache und letzten Samstag sogar für ein Schweinegeld (20$ ist viel für mich hier) bei einer Physiotherapeutin war, die mich wieder gerade gemacht hat. Aber es ist immer der selbe Mist, nach spätestens 2 Tagen ist alles wie zuvor, der selbe Schmerz, unterm rechten Schulterblatt wie immer (immerhin, ganz früher waren es glaube ich beide). In Deutschland hatte ich schon lange nicht mehr so starke Schmerzen, ich nehme an, das liegt daran, dass ich dort meinen Rücken regelmäßig intensiv im Fitnessstudio trainiere. Hier habe ich das halt nicht. Aber ich werde mal versuchen, ob sich da mit mehr Dehnen was machen lässt, das habe ich die total vernachlässigt.
(Kleiner Exkurs: Sport kann man in die Kategorien Cardiotraining (z.B. joggen), Muskeltraining (z.B. Gewichte heben) und Dehnen (z.B. beim Yoga) einteilen. Jeder Teil erfüllt dabei eine andere Funktion, aber alle sind gleich wichtig! Die meisten Menschen betreiben allerdings vor allem Cardio- und Muskeltrainig, die dritte Komponente, das Dehnen, bleibt häufig auf der Strecke, 'ist ja weniger anstrengend, also Zeitverschwendung, dann lieber nochmal 10 min laufen, das sind 100 kcal mehr'. Aber dehnen ist deswegen so wichtig, weil sich sonst die Muskeln verkürzen können, was zu Haltungsfehlern und letztlich zu Haltungsschäden führt. Also Leute, nicht das Dehnen vergessen! Und auch nicht nur 2 sek, sondern mindestens 20 Sekunden, sonst bringt es nichts. Und sich in die Dehnung 'reinwippen' bringt auch nichts, Zähne zusammen beißen und gut ist. Viele schöne Tipps für euch, jetzt muss ich mich nur noch selber daran erinnern ;) ).
Und weil wir schon 20 vor 11 haben, ich müde bin und noch die Fotos hochladen muss, ist dieser Post jetzt zu Ende. Buenas noches!
<3 Charlie


Hier übrigens nochmal 2 Bilder von vorgestern:


Mittwoch, 25. Januar 2017

Ich bin ein fliegender Goldfisch

Ich lebe noch!
Seit dem letzten Post ist ja einiges an Zeit vergangen, und ihr habt euch vielleicht gefragt, wieso. Aber ich habe in den letzten zwei Wochen einfach etwas Zeit für mich gebraucht, zum Nachdenken und so. Und jetzt bin ich fertig damit und kann auch wieder schreiben.
Genau genommen drehte sich die ganze Nachdenkerei um die Frage, ob ich hier in lotuyo das Volontariat wie geplant bis Ende Februar zu Ende führe, oder aber schon jetzt, Ende Januar fahre. Wieso das ganze? Naja, wenn ihr meinen Blog regelmäßig verfolgt habt, werdet ihr ja schon gemerkt haben, dass das alles hier nicht so "sie jelau fromm sie äg" war, wie der Berliner so schön sagt und ich mich ja gedanklich immer wieder daran geklammert habe, dass es besser wird, wenn Silke wieder da ist. Und mit verbessern werden meine ich konkret die Tatsache, dass ich hier ja die ersten 4 Wochen quasi nur rumgesessen habe, mit Ausnahme meiner Zeit in Bocas. In dem Zeitraum hatte sich einfach auch schon etwas Frust aufgestaut; stellt euch vor, ihr kommt hierher, super motiviert, habt Bock auf ein cooles Projekt, aufs Arbeiten - und klatscht dann erstmal voll gegen die Wand. Nichts mit arbeiten, nichts mit Projekten planen, einfach nur in der Hitze rumsitzen und warten, dass was passiert. Und aus Langerweile endet man fast immer vorm Bildschirm, einfach weil die 10. Muschelkette eben auch nur die 10. Muschelkette ist und immerzu Spanisch lernen eben auch keinen Spaß macht. Versteht ihr so ein bisschen was ich meine? Dazu der fehlende Kontakt zu Menschen. Klar, ich lebe in einer Familie, klar, ich war auch mal mit Freunden weg und das war toll, aber insgesamt habe ich mich doch häufig einfach einsam gefühlt.
Und als Silke dann endlich da war habe ich mich, hungrig nach Kontakt, erstmal da reingeworfen - und kam mir zunächst fast noch einsamer vor. Arbeiten von 08:00 bis 12:00, wissend das die danach als Familie noch schöne Sachen zusammen machen und ich nur wieder zu Hause ende. So hatte ich mir meine Zeit hier nicht vorgestellt. Also Skype-Gespräche mit meiner Zentrale zu Hause und so kristallisierte sich immer mehr die Idee raus, einfach zu fahren; eine Option, die ich anfangs eher abgewiesen habe. Fahren? Ich doch nicht. Ich bin doch Charlie, zuverlässig, gewissenhaft, ich habe hier zugesagt, dann haue ich doch nicht ab. Wie sollen die ihr Projekt denn ohne mich weiter führen?!
Naja, aber ist der Samen erstmal gesetzt dann wächst und wächst er und in diesem Fall brauchte er nur 24h. Dachte ich...
Ja ok ich fahre, gute Idee eigentlich. Aber ich ziehe noch den Monat durch, das wäre nur fair und vielleicht wird es ja doch noch besser? 1 Tag später, Whatsapp schreibend mit Leuten, Charlotte, 4 Wochen sind ja auch nicht lang, und am Anfang ist es immer schwierig. Mhhm, stimmt auch, also doch bleiben? 2 Tage später, mit geschlossenen Augen in der Brandung am Strand liegend, ja, ich fahre, das ist das was ich will, frei sein, und mit geschlossenen Augen am Strand liegen, immer wenn ich Bock drauf habe. Ich fahre! Am darauf folgenden Abend, Kuhhandel spielend mit Silkes Familie und ihren Freunden, naja, eigentlich ist das ja so ganz schön. Aber wollte ich nicht eigtl fahren? Will ich fahren? Wenn ich fahre, kann es auch passieren, dass ich einsam ende. In Bocas war es auch nicht sooo dolle, so viel Koks, so viele Party-Touris, hier muss ich mich um nichts kümmern, gehe arbeiten, esse, schlafe. Eigentlich kann ich mich ja nicht beklagen oder? Mensch Charlotte, biste jetzt zum Essen und schlafen nach Panama gekommen? Und überhaupt, so viel wie du hier in deiner Freizeit vorm Laptop hängst hättste auch gleich zu hause bleiben können. Reisen macht Spaß! Reisen ist teuer! Hier bin ich nicht glücklich, nur zufrieden gestellt! Wer sagt, dass das besser wird wenn du reist? Immerhin, hier hast du nen geregelten Alltag, musst dich um nichts kümmern, zu viel Action ist auch nicht immer schön und überhaupt, einsam bist du jetzt ja nicht mehr, also deine akute Krise ist ja jetzt wirklich vorbei. Aber eigentlich wollte ich doch die Zeit meines Lebens haben, nicht 'durchhalten' sondern leben...
Und so ging das die letzten 2 Wochen in meinem Kopf. Kein Wunder, dass das kein Platz für anderes war. Deswegen entschuldige ich mich hier nochmal in aller Form, insbesondere bei Mama und Oma, für alle Mails die ich erstmal beiseite gelegt habe und auch dafür, dass ihr hier nichts mehr von mir gehört habt.
Ja, ihr merkts vielleicht schon, ich bin grotten grotten schlecht im Entscheidungen treffen. Da werden Berge von Gedanken hin und her gewälzt, als würde es hier um das Wohl einer gesamten Nation gehen. Dabei sinds nur 4 mickrige kleine Wochen. Und wenns darum geht Entscheidungen alleine zu treffen ist es noch schlimmer. Für gewöhnlich muss ich erstmal die Meinung der gesamten Welt, aber wenigstens die meiner vier wichtigsten Entscheidungshelfer, Olli, Papa, Mäggie und Paula, hören, bevor ich mich überhaupt zu etwas bewegen kann. Frau Doktor, wir müssen uns beeilen, der Patient verblutet, wollen wir zuerst den Arm oder das Bein amputieren? Hmmm, ja gleich, aber ich überlege noch, welcher Nagellack heute besser zu meinem Lippenstift passt, Rostrot oder Dunkelrostrot, was meinen Sie? Ach warten Sie, ich ruf am besten nochmal kurz meine Schwester an, die weiß sowas immer am besten. Und wegen dem Arm/Bein Problemchen kann ich sie dann auch noch schnell fragen, und der Patient läuft ja nicht weg hahaha. Verstehen se? Wegen dem Bein und laufen und so ne hahaha, das muss ich ihr direkt erzählen, die lacht sich tot hahaha
Jaaaa... womit wir schon beim zweiten Problemchen wären, ich neige dazu, meinen kleinen Entscheidungen immer eine sehr sehr große Bedeutung beizumessen. Die Frage ist nämlich eigentlich garnicht, ob ich hier noch 4 weitere Wochen bleibe oder ob ich fahre, die Frage ist, ob ich jemals ein selbstständiger, lebensfähiger Mensch sein kann, wenn ich es nichtmal schaffe für 4 weitere Wochen auf nem Biohof Obst zu schneiden. Auf der anderen Seite könnte das Reisen meine Risikobereitschaft trainieren, so dass ich auch mal gedanklich etwas flexibler werden würde. Ich möchte bloß nicht son Prinzipien-Guru werden.
Und bei dem ganzen Gedenke verliere ich zwei Sachen völlig aus den Augen; dass ich a) schon selbstständig bin und b), dass ich auch einfach mal Spaß haben darf. Ohne wenn und aber.
Ich habe die letzten Jahre viel geleistet, ich weiß von mir, dass ich viel leisten kann, jetzt ist mal Pause angesagt, hab ich mir doch verdient, ich werde doch noch genug zu tun haben. Aber einfach mal den Kopf auszuschalten, das fällt mir wahnsinnig schwer. Nicht nur schwer, ich kann es einfach nicht. Vielleicht sollte ich ja doch nochmal bissl Koks in Bocas besorgen?
Jedenfalls hats hier halt so in meinem Kopf hin und her rumort und ich war dadurch so blockiert, dass ich nichts von den schönen Momenten erzählen konnte, die ich hier hatte. Zum Strand reiten, Pizza essen, Kuhhandel spielen, in einer Cabana am Strand schlafen und Feuer machen, Luc ne Ukulele abkaufen, auseinander bauen, bunt anmalen, mit Nagellack (mangels anderem Lack) lackieren, wieder zusammen setzen, am Strand joggen, ein gutes Buch lesen, im Fluss baden, im Meer baden...
Und vielleicht mache ich auch einfach nochmal einen Post, nur mit Fotos.
Aber da muss ich mich dann mal ein bisschen sputen, ich fahre nämlich nächsten Montag. Jepp, das ist das Ergebnis des Brütens, ich hau ab. Ich habe mich Silke gegenüber wahnsinnig schlecht gefühlt und ich tue es immernoch ein bisschen, aber komm, so ist es jetzt halt, das hier soll meine Zeit sein, und ich weiß ja, dass ich eigentlich zu den Menschen gehöre, die sich an Absprachen halten. Und ein bisschen enttäuscht bin ich auch von mir, dass ich nicht 'durchgehalten' aber, aber abgesehen davon bin ich eigentlich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung (und wie gesagt, es geht ja diesmal nicht unbedingt ums durchhalten, es ist ja so gesehen Freizeit). Und ich habe sie auch alleine getroffen, auch wenn es mir schwer fiel und ich mit einigen Menschen gesprochen habe. Letztenendes bin aber ich die, die hier ist, das ist mein Leben und meine Erfahrungen und ich weiß eigentlich am besten, was gut für mich ist, auch wenn ich es manchmal eben dann doch nicht so weiß.


Aber mein toller Lieblings-Babschie hat mir dieses Bild hier geschickt, und damit war die Entscheidung dann gefallen, ich habe mit Silke gesprochen (hatte sie vor 2 Tagen schonmal etwas drauf vorbereitet, dass das nicht ganz so überraschen kommt) und jetzt fühle ich mich nicht euphorisch oder erleichtern oder so (naja, erleichtert vielleicht schon ein ganz kleines bisschen), aber ich freue mich auf die kommende Zeit und ein kleines aber feines Detail hat sich verändert; ich bin nicht mehr so gelähmt, sondern einfach wieder mehr wie ich: voller Tatendrang und fröhlich und motiviert eben. Nicht mehr so labberig. Ich bin jetzt halt ein fliegender Goldfisch.
Und der will jetzt noch Mails beantworten, also ist dieser Post jetzt erstmal zu Ende.
<3 Charlie

Samstag, 14. Januar 2017

Mupfeln und die Zeugen Jehovas

Sooo da bin ich mal wieder, heute ist schon wieder Samstag, aber ihr seid ja noch auf dem Stand von Mittwoch, das müssen wir mal ganz schnell ändern finde ich.
Also zum Donnerstag. Auf lotuyo haben wir alle zusammen den Saril geschnitten, also die Blüten von den Samen getrennt. Letztere werden getrocknet während aus den Blüten nächste Woche Sirup hergestellt werden soll. Dazu haben wir die Blüten in nen Topf getan und zum Sieden gebracht, bis sie eingefallen sind und sie anschließend in die Tiefkühltruhe gepackt.


Anschließend sind wir zum Strand gefahren, um Muscheln fürs Abendessen zu sammeln. Dort haben wir uns mit einer befreundeten Familie von Silke getroffen, die zwei Töchter, 11 und 15, haben. Mit denen haben wir den Tag verbracht, Muscheln ausgegraben (man muss das bei Hochwasser machen, dann mit den Füßen oder Händen im Sand herum schaben und wenn man Glück hat stößt man irgendwann auf etwas kleines hartes, das ist dann ne Muschel.), sind geschwommen ("Luc, ist das nicht gefährlich, jetzt wo wir Ebbe haben, wird man da nicht aufs offene Meer raus gezogen?" "Wenn du kein Idiot bist nicht, und wenn doch, dann musst du dich treiben lassen, dann landest du entweder irgendwo weiter unten am Strand oder in den Philippinen." Klar soweit?) und haben den Sonnenuntergang genossen.


Auf dem Nachhauseweg durften wir einen spektakulären Mondaufgang genießen. Es sah aus, als würde sich über dem Horizont eine perfekte runde Orangenscheibe in den Himmel schieben. Zum Abendessen gabs dann Paella mit Muscheln, die wir gemeinsam gekocht haben.


Insgesamt war es also ein echt schöner Tag, bis auf die Tatsache, dass ich grottenschlecht schlafen konnte, weil die blöden Hunde die gesamte Nacht durch gebellt haben. Ich vermute, dass die Kojoten in den Bergen den Mond angeheult haben oder son Quatsch, und sich alle Hunde aus Las Lajas dem anschließen mussten.
Am Freitag, also gestern, habe ich auf lotuyo Rasen gemäht. Von 08:00 bis 12:30. Diesmal in langen Hosen und mit Käppie, ich habe von Mittwoch gelernt und ich bin echt nicht scharf auch noch mehr Stiche an meinem Bein.


Der Nachmittag/Abend war unspektakulär, war einfach nur hier zu Hause, abends dann nochmal geskypet. Nichts spannendes, abgesehen davon, dass ich zum Abend hin ziemlich dolle Bauchkrämpfe bekommen habe, gepaart mit Übelkeit. Ich war schon die letzten Tage morgens nicht ganz so fit, und habe heute morgen das Joggen ausfallen lassen und mal ausgeschlafen, ich fühl mich aber insgesamt auch heute nicht so gut, einfach bissl schlapp und labil.
Also wenn mir jemand ne Freude machen will, wie ihr mich auf Skype erreicht wisst ihr ja mittlerweile ;)
Achso und noch ne kleine Sache, ich habe von Silke erfahren, dass meine Gatmutter Zeugin Jehovas ist. Claudio war wohl auch mal so drauf, sollte sogar für die missionieren, dass war ihr Traum, aber mittlerweile wendet er sich wohl etwas davon ab. Jetzt verstehe ich auch, wieso er in Panamá geblieben ist. Hier in der Gegend wird laut Silke überall missioniert und es sind nicht nur die Zeugen Jehovas vertreten, sondern auch alle möglichen anderen Formen von Sekten.
Als nicht wundern wenn hier bald nur noch Bibelzitate und apokalytische Prophezeiungen erscheinen, dann wisst ihr, dass auch ich einer erfolgreichen Gehirnwäsche unterzogen wurde.
Bis dahin hoffe ich, dass ich noch halbwegs die Alte bleibe.
❤ Charlie

Donnerstag, 12. Januar 2017

T-Rex und Reise zurück in die Vergangenheit

Die Stille des panamaischen Dschungels wird nur durch zwei Geräusche unterbrochen; dem zarten Bass meiner Gastmutter und einem unregelmäßigen, scheppernden Geräusch, gepaart mit schiefen Schreien. Letzteres bin ich. Genauer gesagt ich, beim Ukulele spielen, während ich versuche meinen Stimmbändern einen sauberen Ton abzuringen. Richtig gehört, ich habe vor meine Ukulele- /Sing-Künste hier zu vertiefen. Einige von euch werden allerdings wissen, dass ich nicht ganz ohne Vorerfahrung in die Sache reingehe. Ich habe nämlich diesen Sommer während meiner Interrailtour bereits angefangen, etwas Ukulele spielen zu lernen und ich hatte sogar überlegt, meine Ukulele von zu Hause (die eigentlich meiner Oma gehört, ich habe sie mir nur geilehen und neu besapnenn lassen), hierher mit zunehmen, bin dann schlussendlich aber doch dagegen entschieden, weil ich eh schon zu viel Zeug dabei hatte. Naja, und gestern habe ich dann dieses Schmuckstück auf lotuyo entdeckt, sehr zur Freude meiner Gastmütter ;)
Aber jetzt mal von vorne. Gestern Vormittag war ich alleine auf lotuyo und habe die Halle geputzt. Saugen und wischen. Und ich möchte hier jetzt mal etwas ganz offiziell festhalten: ich HASSE amerikanische Staubsauger. Oder generell, alle Staubsauermodelle, die nicht aussehen wie der kleine Käfer, der links und rechts am Popo zwei Schalter hat, ein und aus, und in der Mitte einen kreisförmigen Schieber zum Einstellen der Saugstärke, während er über den Boden rollt. Der Staubsauger, auf den man sich als kleines Kind immer raufsetzen und durch die Wohnung ziehen konnte und wenn man gut war und schmusen wollte, hat man es sogar geschafft sich drauf zu legen. Alle anderen Staubsauger, die diese Kriterien nicht erfüllen, sind blöd. Und amerikanische besonders. Wieso? Weil sie riesig sind, aussehen wie eine aufrecht stehende Mülltonne, schlecht verarbeitet sind und, und das ist der Hauptgrund, weil deren sche*ß Kabel  grade mal 2 Meter lang ist. 2 Meter. Ich habe also versucht in einem Radius von 2 Metern um die Steckdosen herum eine (geschätzt) 80 qm große Halle zu saugen. Und das mit einem Staubsauer, der nichtmal richtig saugt. Naja, wenigstens die Halbkreise um die Steckdosen herum sind jetzt sauber. Und immerhin, der Strom funktionierte, ich kann mich also nicht beschweren.
Gegen 16:00 bin ich dann zu den Schweizern gefahren. Also zu der Familie, die seit 3 Monaten hier lebt und in der Zeit, in der Silke nicht da war, auf Pipa (Hund von lotuyo) aufgepasst haben. Ich war nämlich mit der 12-jährigen Tochter zum Reiten verabredet. Sie besitzt seit einem Monat ein Pferd, Luna, und will findet Panama seitdem voll super.
Also waren wir reiten, ohne Sattel, haben uns halt abgewechselt, eine ist gelaufen, die andere geritten. Und Leute, wat soll ick sagen, ich kann mich nur wiederholen. Reiten ist super toll und hier viel unkomplizierter als in Europa. Und den Pferden ist eh alle egal. Autos, Hunde, Feuerwerk, alles wurscht.
Und abgesehen vom Galoppieren ohne Sattel (und Helm), was so schööööön war, hatten wir auch so ne nette Zeit. An nem Fluss, den wir entdeckt hatten, sprang zum Beispiel auf einmal ein Dinosaurier aus dem Dickicht, rannte über das Wasser und rettete sich auf einen Baumstamm, der im Wasser stand. Für jeden, der jetzt aus irgendeinem Grund auf die Idee kommt, dass ich mit einer 12-jährigen irgendwelche Drogen oder so genommen habe, könnte natürlich sein, dem war aber nicht so. Das war wirklich ein Dinosaurier. In klein. Ein T-Rex, ca 15 cm. Und er ist übers Wasser gelaufen. Wie Jesus. Na gut, wie ein sehr schneller Jesus. Ich habs, wie eine Fusion aus einem T-Rex, Jesus und Usain Bolt. Aber mit den Mundwinkeln von Angela Merkel.
Tja, da seht ihr mal, was ich alle erlebe. Und wenn ihr mehr über mein verrücktes Tier wissen wollt, dann googelt mal Basilisk.
Auf dem Rückweg sind wir noch mit zwei Mädels ins Gespräch gekommen, die gewissermassen auf der Straße an nem Tisch saßen und Englisch gelernt haben. Gut, Shona (die 12-Jährige), hat mangels Spanisch- und Englischkentnissen zugehört, aber trotzdem ein paar Sachen verstanden. Long story short, die eine, 23-jährige, hat der jüngeren, 11-Jährigen, Englisch Nachhilfe gegeben. Die 11-Jährige hat bald Geburtstag und wird in die selbe Klasse gehen wie Shona, sie hat ihr ihre Handynummer gegeben, wir sind alle vier nächsten Dienstag verabredet, die zum Englisch lernen, ich zum Spanisch lernen, und Shona macht Crossing-Over. Ihre Mutter war so aus dem Häuschen, ich musste aufpassen nicht unfreiwillig zwangsadoptiert zu werden. Aber jetzt kann ich bestimmt häufoger zum Reiten vorbeikommen :)
Dass ich doch nicht adoptiert wurde habe ich Shonas Papa zu verdanken, der uns mit des Aussage, im Nebenzimmer sei die größte Spinne, die er je gesehen habe, unterbrach. So habe ich also auch meine erste Vogelspinne (Handtellergroß, aber ich habe kleine Hände) in freier Wildbahn sehen dürfen und jetzt während des Schreibens werde ich wieder unruhig, Claudio hat zwar gesagt, hier gäbe es keine großen Spinnen im Haus, aber man weiß ja nie...
Uuuuund dann, grade als ich gehen wollte, fuhr ein Junge auf einem Fahrrad um die Ecke. Ich stand da, wie vom Donner gerührt, habe ihn angegafft wie ein exotisches Tapir auf einem Skateboard, und bracht nur ein entgeistertes "Luc?" hervor. Luc ist der Sohn von Silke und ich habe ihn das letzte Mal mit 1 vor 11 Jahren gesehen. Damals konnte er grade so rumtapsen und wurde von mir im Allgäu durch die Wohnung geschleppt. Ich weiß auch nicht was ich erwartet hatte, wahrscheinlich am ehesten das Gesicht des einjährigen Lucs auf dem Körper eines Kindes. Aber immernoch son bisschen tapsig und schüchtern eben. Und dann cruist da auf einmal so ein Junge um die Ecke, selbstbewusst, sehr gut aussehend (mein 12-jähriges ich hätte ihn auf jeden Fall toll gefunden), und halt irgendwie garnicht so wie der Luc, den ich im Kopf hatte.
Er war zum Glück so mit dem Begrüßen seines Hundes beschäftigt, dass er garnicht gemerkt hat, dass ich ungelogen 5 min (Echtzeit, nicht übertrieben), da stand und ihn angeglotzt habe. Bis er dann irgendwann fragte wer ich denn sei und ich nur rausplatzte "Charlie, wir kennen uns", woraufhin er sich wahrscheinlich dachte wer denn die Irre sei.
Dabei ist das ja eigentlich normal, mir sagen ständig irgendwelche Freunde von Oma ich sei ja jetzt so gewachsen, damals war ich ja noch klein und sooo süß und jetzt...naja, lassen wir das. Aber für mich ist das eben neu, ich bin noch nicht so lange auf dieser Welt, dass ich viele Mensch habe wachsen sehen. Und erst recht nicht mit so einem großen zeitlichen Bruch.
Ich bin dann jedenfalls mit Luc noch nach lotuyo gefahren, nur um kurz mal hallo zu sagen. Bei Kaja, Silkes Tochter, das gleiche Spiel. Ich kann mich noch gut an sie, mit 16, erinnern, weil sie damals Harry Potter auf Englisch gelesen hat, was ich obercool fand. Und jetzt hat sie ein Kind. Und erinnerte sich zuerst nicht an mich, was uns in die angenehme Situation brachte, dass sie mir die Hand geben wollte, während ich meine Arme geöffnet hatte. Diese unangenehmen 2 Sekunden. Kennt jeder oder?
Aber im Gegensatz zu Luc sieht Kaja noch genauso aus wie früher. Genauso wie Silke, also war das kein Thema. Und Silke wusste zum Glück noch wer ich war ;)
Also haben wir kurz gequatscht, dann bin ich nach Hause gefahren und heute morgen um halb 10 wieder zum arbeiten erschienen. Ich habe dann die Hälfte des Tages, 5 Stunden, bis halb Drei, in der brennenden Sonne Saril geernet.



Eine rote Blüte, die man zu Sirup, Marmelade und Tee kochen kann. Und ich sags euch, wenn diese Marmelade nicht schmeckt, dann.... weiß ich auch noch nicht was ich mache, aber diese 5 Stunden Arbeit sollen wich bitte lohnen. Ich war nicht eingecremt, wurde zerstochen, von Insekten an den Beinen und vom Saril in den Fingern (der hat ganz kleine feine Stacheln, wie Brennesseln nur 10 mal weniger Schlimm). Und die Sonne hat mein Gehirn weg gebrandt, ich war am Ende total balabala, und Silke meinte ich solle mal aus der Sonne raus, ich hatte auch zu wenig getrunken. Als ich dann fragte ob ich nach Hause, Mittag essen gehen könne, wurde ich erstaunt angeguckt und gefragt, ob ich denn keine Mittagspause gemacht hätte, "wie, du hast die ganze Zeit gearbeitet?". Jaaaa? Ihr nicht? Zu Hause angekommen ging dann garnichts mehr außer hinlegen. Ich war soooo müde. Kennt ihr das? wenn ihr ungeschützt lange in der prallen Sonne sitzt? Das schläfert so ein...
Deswegen ist es jetzt für mich mal höchste Zeit, ins Bett zu kommen, ich muss morgen schließlich früh raus!
❤ eure müde Charlie


Dienstag, 10. Januar 2017

Stromausfall - is'n langweiliger Posttitel ich weiß, aber mir fällt nichts besseres ein

Uihhh nach langer Zeit gibts hier endlich wieder einen Post direkt am Folgetag!
Liegt unter anderem auch daran, dass es garnicht so viel zu erzählen gibt. Ich war heute morgen mit Monica auf lotuyo verabredet und hab dran gedacht extra ne halbe Stunde zu spät zu kommen. War super, wir sind beide gleichzeitig angekommen :)
Joa und dann gings ans Putzen. Silke und Kaja (+Family) sollen ja eigentlich heute ankommen. Mal schauen, Monica und ich haben länger nichts mehr gehört. Aber hier in Panama klappen die Dinge eigentlich immer. Man muss ihnen nur Zeit geben. Und manchmal halt auch etwas mehr ;)
Wir haben jedenfalls sowohl Kajas Unterkunft in ihrer Zeit hier, als auch Silkes Haus geputzt. Sie wohnt ja mit Luck auf lotuyo, an einem der schönsten Orte, an denen man wohnen kann. Nicht weil es luxuriös ist oder so, garnicht, aber ich habe noch nie eine so liebevoll und künstlerisch gestaltete Bude gesehen. Aber bevor ich hier zu sehr ins Detail gehe, und ich weiß, dass das jetzt gemein für euch ist - erst heiß machen und dann im Regen stehen lassen - möchte ich sie erstmal fragen, ob es für sie ok ist, wenn ich das beschreibe oder sogar Fotos hochlade. Ich denke das ist verständlich, ist ja schließlich deren zu Hause ;)
Uuund es gibt 3 neue kleine Küken. Super süß, super klein und super ängstlich. Ich habe sie erstmal versucht in den Stall zu sperren, damit die Raubvögel sie nicht fressen (ist beim letzten Mal passiert). Wir hatten Glück, denn nach 2 Stunden sind sie von sebst in den Stall gelaufen. Wenn ihr wüsstet wie sehr einem so ne doofe Hennenmutter Angst machen kann. Naja, Mütter eben ;) (Nein Mama ich hab dich doch liiieb ❤ und ich antworte noch auf deine Mail keine Sorge, aber heute war die ganze Zeit Stromausfall).
Zwischendurch habe ich getrocknete Bananen genascht, Leute, getrocknete Bananen sind der Hammer. Nicht so komisch getrocknet wie man das aus Deutcshland ausm Müsli kennt, sondern anders halt. Sehen aus wie braune Hundepenisse oder riesige Uhrzeitmaden, haben die Konsistenz von Datteln und schmecken auch so ähnlich, nur halt viel frischer und leckerer. Ich werde auf jeden Fall versuchen, die in Deutschland im Ofen nachzumachen.
Gegen Mittag bin ich dann nach Hause, hab gegessen, mit Jolitta einen Film auf Spanisch geguckt und dann mal den Laptop gestartet. Der lief 5 min bis auf einmal -wutsch- der Strom weg war. Ich hatte gehofft, dass das nur ein kurzes Problem sein würde, vormittags hatten wir auf lotuyo schon Probleme, die Lampen gingen im Minutentakt aus und wieder an. Heute ist es immer wieder extrem windig gewesen, aber wer jetzt Hoffnung für mich schöpft, nein, es war trotzdem arschheiß, Äquatorsonne ist echt nochmal ne andere Nummer als bei uns in Mitteleuropa. Naja, jedenfalls ging der Strom erstmal nicht wieder an, was mich als Kind des 3. Jahrtausends in die ungewöhnliche und unangenehme Lage zwang, mich längerfristig mit mir selbst und meinem Umfeld auseinander zu setzen, ohne alle 8 Sekunden kontrollieren zu können, ob das Internet ohne mich schon abgeschaltet hat.
Die folgenden vier Stunden habe ich mich mal mehr mit dem TMS (Medizinertest) beschäftigt und einige Aufgaben gemacht, alle noch fehlenden unregelmäßigen Verben aus dem Spanischen für meine Übersicht abgeschrieben (aber nicht gelernt), Sodokus gemacht, den Tagesspiegel vom 12. Dezember gelesen (ich bin jetzt auf dem neusten Stand, ist eh immer das Selbe; in der Türkei gabs nen Anschlag, Erdogan will sich rächen, Trump baut Mist und Till Schweiger und Mathias Schweighöfer spielen in nem neuen Film die Hauptrollen.) und festgestellt, dass meine Zehen komisch aussehen.



Und als ich schon wirklich nicht mehr damit gerechnet hatte und anfing, mich an mein neues Offline-Leben zu gewöhnen, schaltete Petrus das Licht (und den restlichen Strom natürlich auch) wieder an. Nach 3 Sekunden hörte man dann einen Schrei, der als Grito de luz in die panamaische Geschichte eingehen wird. Klein Charlotte, fälschlicherweise aus Berlin in der Wildniss abgesetzt, entdeckte 1 Meter neben sich eine dicke fette Kröte sitzen. Manchmal hat Dunkelheit eben doch was Gutes an sich.
Dit wars für heute, ich versuch heute mal früher zu pennen, buenas noches und bis bald.
❤✌ Charlie