Sonntag, 2. April 2017

GUATEMALA - Antigua, Panajachel, Huehuetenango

Mein Aufenthalt in Nicaragua war kurz, seit Mittwoch Abend bin ich in Guatemala.
Nachts um 2h gings mit dem Shuttle von Léon aus los. Aufgewacht bin ich irgendwann gegen 6:30 in Honduras. Obwohl ich den Grenzübergang total verpennt habe (das ist das schöne beim Shuttle, border crossing ist super easy und nachts machen die das sogar für dich, und lassen sich schlafen), wusste ich sofort, dass wir nicht mehr in Nicaragua waren. Nicaragua ist kein besonders reiches Land und als Gringo ist das Reisen dort super billig. Auf den Straßen sieht man viele magere Gäule, die klapprige Karten hinter sich herziehen und gerade in Léon hat man auf der Straße einige arme Menschen gesehen. Einmal hat mich ein ungefähr 15-Jähriger mit eingegipstem Arm um Geld gebeten. Dem Zustand seiner Kleidung nach zu urteilen, schätze ich, dass er ebenfalls auf der Straße gelebt hat.
Aber abgesehen davon, wirkt das Land relativ stabil. Ich habe zwar gehört, dass das im Norden noch etwas anders ist, da konservativer. Frauenrechte sind wohl etwas eingeschränkter und die Kriminalität insgesamt höher. Aber meine Erfahrungen mit Nicaragua würde ich als durchweg positiv beschreiben. Die Menschen sind sehr sehr nett, die Infrastruktur ist super, das Land ist nicht übermäßig dreckig, die Straßen und Hauptstraßen sind ordentlich...
Und dann kommt man nach Honduras und das erste was man merkt ist, dass man aufwacht, weil die Interamericana, die Autobahn Mittelamerikas, auf einmal ein Flickenteppich ist (aber, immerhin noch asphaltiert, ich will mich garnicht beschweren). Das zweite was einem auffällt ist Plastik. Nicht brennende und stinkende Plastikhaufen wie in Panama, sondern Berge aller Sorten unterschiedlichsten Mülls am Straßenrand, der dort vor sich hinzurotten scheint. Aber nicht nur der Straßenrand, auch die Häuser am Straßenrand sind zum Teil vermüllt. Einige so sehr, dass ich mir nicht sicher bin, ob die Leute in den Häusern nicht vielleicht sogar den Müll gesammelt haben, um ihn weiter zu verwerten. Das würde allerdings vorraussetzen, dass die Menschen hier ein gewisses Maß an Umweltbewusstsein haben und bis auf Costa Rica kann ich das jedem Land auf meiner Reise mit gutem Gewissen absprechen.
Das dritte was einem auffällt sind die spielenden Kinder zwischen dem Müll.
Das vierte, die vielen Menschen auf den Fahrrädern und zu guter Letzt die abgeholte, graue, staubtrockene Landschaft. Alles ist irgendwie sandfarben. Grün sieht man kaum.
Mehr kann ich zu Honduras nicht sagen, ich war nur stumme Beobachterin. Ich habe nie einen Fuß ins Land gesetzt, ich habe nie mit einem Honduranier (Oh Gott, nicht das Namendingsbums schon wieder...) gesprochen. Ich bin, abgeschnitten von der Außenwelt, in einem Bus mit 8 anderen Gringos (und einer Nica), durch das Land gefahren worden. Und obwohl ich, nach allem was ich von Honduras gehört und gesehen habe, wirklich froh bin, nicht den Chicken-Bus, sondern den Shuttle genommen zu haben, schäme ich mich irgendwie ein kleines bisschen dafür, dass ich diesem Land und seinen Bewohnern nichtmal die Chance gegeben habe und mich nicht drauf eingelassen habe. Alle über einen Kamm zu scheren, nur weil in Honduras die mittelamerikanische Mafia Teile des Landes in der Hand hat, mehr noch als Guatemala, El Salvador und Nicaragua wo sich das auf die Hauptstadt begrenzt, fühlt sich irgendwie unfair an. Auf der anderen Seite weiß ich schon, dass es nicht unbedingt eine meiner dümmsten Entscheidungen gewesen ist, ein Land auszulassen, dass sich mit seiner Vergewaltigungsrate unter die Top 5 weltweit (glaube gelesen zu haben es wäre Platz 4) katapultiert hat.
An der Grenze zu El Salvador gings super smooth - zumindest für den Großteil unserer Gruppe. Europäer und Amis dürfen sich ohne Visa insgesamt 90 Tage in Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua aufhalten. In Mexiko oder Costa Rica bekommt man beim Grenzübergang den entsprechenden Stempel. Ein Ami in unserer Gruppe hatte das irgendwie vermurkst, nicht aufgepasst an der Grenze, jedenfalls fehlte ihm der Stempel. Zur Auswahl standen also die sofortige Ausreise nach Costa Rica oder Mexiko. Besonders schön, wenn man sich direkt in der Mitte von beidem befindet. Er konnte sich schließlich nach über ner Stunde Überredungskunst unseres Fahrers auf 114$ Strafe und 5 weitere Aufenthalts-Tage bis zur Abschiebung einigen.
Die nächsten 8 Stunden sid wir durch El Salvador gecruised, was wieder nach deutlich deutlich mehr aussah als Honduras.
Die Grenzpassierung zu Guatemala war super, dank unseres Fahrers, der vorm Grenzübergang gezeigt hat, was ein zentralamerikanischer Busfahrer so drauf hat, und alle Mannis (Def. Manni =  Berliner Busfahrer) back home auf ihre Plätze verwies, als er mit einer Geschwindigkeit von 20km/h zwischen der linken und rechten Spur stehender LKW's 500m zur Grenze manövriert hat. Platz an den Seiten: <10cm.
Und dann, endlich, sind wir nach über 17h Fahrt in Antigua angekommen. Bigfoot Hostel, erst seit ner Woche eröffnet, und seine durchweg gutaussehenden und sympathischen MitarbeiterInnen, haben uns mit Freibier und Frei-Nachos willkommen geheißen. Und weil wir ja alle noch jung und fit sind, gings im Anschluss noch zusammen in Club. Allerdings nur bis 1h, dann müssen die hier nämlich schließen und vor dem Club wird man von einer Horde Kinder und Jugendlicher erwartet, von 11 bis 16/17 ist alles dabei, die dir aus ihrem Bauchladen Süßigkeiten und Kippen verkaufen wollen. Meine Frage, ob das denn nicht ein biiiisschen spät für nen 11-Jährigen sei, der mir gerade bis übern Bauchnabel reicht, wird mit nem entschuldigenden Gesicht​, nem Achselzucken und der Aussage "die verdienen wenigstens was, in Guate (= Guatemala City) sitzen die Kinder mit den roten Augen und schnüffeln Klebstoff" quittiert.
Das Perverse an der ganzen Sache ist, dass mich das nicht mal mehr schockt (zumindest die Kinder, die um 1h Kippen verkaufen. An nem schnüffelnden Kind vorbeizulaufen ist glaube ich dann nochmal ne andere Nummer). Ich wundere mich nicht mehr. Hier könnte ein Elefant die Straße überqueren, ich würde maximal die Stirn runzeln. Das alles ist so real und normal, wie der Busfahrergehilfe, der bei voller Fahrt aus dem Bus springt, die Pferde, die aussehen als würden sie gleich zusammenklappen, die 15-Jährigen, die mit Kind an der Brust herumlaufen...
Ich kann das nicht so gut beschreiben, aber die Dinge passieren halt einfach. Zu Hause im Fernsehen wirkt das alles immer so exotisch und aufregend, aber hier ist es halt einfach normal. Vielleicht kann ich das face to face besser in Worte fassen.
Deswegen mach ich einfach mal weiter.
Am Donnerstag bin ich mit Kurt und Lorraine zusammen nach Panajachel gefahren, einem kleinen Ort, etwas touristischer aber nicht zu sehr, auf eine schöne Art und Weise, am See Lago de Atitlán. Und da habe ich das erste Mal den 'Zauber' Guatemalas gesehen und gespürt. Guatemala besitzt, im Gegensatz zu allen anderen Ländern Mittelamerikas in denen ich bis jetzt war, eine überlieferte, touristisch interessante und gut erforschte Kultur. Allgemein gilt zwar Mexiko als Land der Maya, allerdings haben diese ihre Spuren in Guatemala gelassen, sind sogar bis an die Grenze nach Honduras gekommen. Jedenfalls war Panajachel bunt. Überall gewebte Stoffe, Handgemachtes... Und günstig, wenn man verhandelt jedenfalls, dass ist hier nämlich noch, auch anders als in den anderen Ländern, noch richtig verbreitet.
Und eigentlich kann man den Freitagen und Samstag (vormittags waren wir auf einem Markt in Sololá) mit einem Wort zusammenfassen; Shopping.
Und weil ich, nachdem ich mich heute Morgen von meinen neuen Ersatzeltern verabschiedet hatte (alle dachten sie seien meine Eltern), jetzt auf meinen Weg nach Semuc Champey und Tikal für eine Nacht in Huehuetenango untergekommen bin, einer nicht weiter erwähnenswerten, nicht besonders schönen​  Stadt, die ich morgen um 5h schon wieder verlassen möchte, und wirklich wirklich wirklich müde bin, lasse ich einfach die Bilder für sich sprechen...
❤ Charlie

Nach 17h Busfahrt...












Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen