Die Nacht am Flughafen war anstrengend. 2h Schlaf in einer Ecke auf dem Boden, Zähneputzen auf der Flughafentoilette, es gibt definitiv schöneres. Das beste am ganzen war, das restliche Geld, die 20 Quetzales (3 Dollar) die ich noch übrig hatte, zu verprassen. Für Bananenbrot, Oreos und Reese's.
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03:00 nachts |
Vom eigentlichen Flug habe ich dann auch kaum etwas mitgekommen, weil ich den einfach verschlafen habe. In San José angekommen ging alles ganz unkompliziert (bis auf die Tatsache, dass ich einen dummen kleinen verschrumpelten Apfel, den ich in meinem Rucksack vergessen hatte, nicht importieren durfte. Voll unnoetig) und ich habe es doch tatsächlich geschafft, auf Anhieb in die Stadt zu kommen und die Busstation des tracopa zu finden, der Busgesellschaft, die mich an die Grenze bringen sollte. Und siehe da, die hatten sogar noch Plätze für den 10:15 Bus.
Die Busfahrt habe ich auch in weiten Teilen verpennt. Immerhin, für eine alte neue Erkenntnis hats dann noch gereicht; Costa Rica ist wirklich sehr sehr grün. Das vergisst man irgendwie, aber der Unterschied zu den anderen Landern ist wirklich frappierend.
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Rainy Season is coming |
Das Passieren der Grenze klappte auch gut und so langsam fragte ich mich, wo denn jetzt noch der Fehler bei der ganzen Sache auftauchen würde, bis jetzt hatte einfach alles zu rund funktioniert.
Tja, ich wurde nicht enttäuscht, als ich um 21:00 im Gewitter bei Regen an der Siedlung aus dem Bus geworfen wurde, in der angeblich meine panameischen Freunde leben sollten, bei denen ich eine Nacht eingeladen worden war. In Panama, Quatsch, ueberall hier ist das ja so ne Sache mit Adressen. Die gibts ja nicht so wirklich. Wenn man ein bestimmtes Haus sucht, dann ist das "2 Blocke rechts und 3 nach links". Oder "da wo das Schwein frisst rechts" (Wirklich wahr, ist zwar nicht mir passiert, aber Joe aus Nicaragua, Isla Ometepe). Und wenn einer von euch ignoranten Gringos jetzt auf die totaaaaal abwegige Idee kommen sollte, zu fragen, ja was denn sei, wenn das Schwein schon alles aufgegessen haette und daher jetzt nicht mehr essen wuerde; Ruhe. Das Schwein frisst. Schaltet euren Gringo-Kopf aus und lernt zu vertrauen. Er sagt, das Schwein frisst, also frisst das Schwein auch.
In meinem Fall hatte ich keine Ortsangabe bekommen, weder Bloecke, noch Schweine, noch sonst was. Es gibt naemlich noch die dritte Variante. Google-Standorte per Whatsapp. Da lief ich also, im Dunkeln bei Nieselregen und Gewitter durch eine Siedlung. Und lief, und lief, und lief, bis zum besagten Standort. Da stand ein dunkles Haus. Klopf klopf, keiner da.
Und wer an dem Punkt jetzt schei*e denkt, der ist noch nicht lange genug gereisst. Schei*e denken und sich aufregen bringt naemlich rein garnichts, ausser schlechte Laune und verschwendete Energie. Und Energie verschwende ich gerne, aber nur wenns dem Abtragen meines Bauchspecks zugute kommt. Gut, vielleicht klingt hier auch noch die Ingenieurstochter durch, aber ich bemuehe mich in solchen Situationen immer loesungsorientiert zu denken. Gut, dann steht man da nach 18 Stunden reisen (3 verschiedene Laender in der Zeit) eben obdachlos nachts im Regen mit 20 kg aufm Ruecken, 20 Dollar in der Tasche und ohne Internet. Man kann daran verzweifeln, oder sich mal darueber klar machen, das man damit ja noch ziemlich viel anfangen kann. Wenns nur um ne Unterkunft geht, mit 20 Dollar ist man doch garnicht so schlecht ausgestattet, dann eben zureuck zur Strasse und warten, bis (und ob) ein Bus kommt. Und dann ab in die naechste Stadt. Alternativ sucht man dich halt nen Nachtbus und faehrt direkt durch. Und das ist von allen Varianten noch die nervigste und zeitraubenste. Viel einfacher ist es doch, sich unmittelbar in der Gegend Hilfe zu suchen. Gut, nachts um halb 10 an fremde Hauser klopfen und sich dabei von allen Hunden in der Nachbarschaft anklaeffen lassen ist vielleicht nicht jedermans Sache, aber wir sind ja nicht jederman ne?
Und siehe da, klappt super. An dieser Stelle danke nochmal an die Frauen, die mir nicht nur ihr Internet , sondern auch ihre Hilfe angeboten haben, die ich dankbar angenommen habe. Da hier in Panama alle immer sofort auf whatsapp erreichbar sind fanden wir bald das richtige Haus. Nur, da war halt niemand. Und dann loesste sich das ganze Mysterium doch noch auf. Janeth, die schwangere Mutter von Luisa, war im Krankenhaus. Ich habs nicht so ganz kapiert, es gab wohl irgendwie Komplikationen mit dem Baby, sie sei da aber jetzt glaube ich schon seit nem Monat immermal wieder, das Kind sei in Gefahr, aber irgendwie auch nicht so richtig, jedenfalls wirkten alle relativ entspannt und unbeteiligt.
20min spaeter fuhren 2 Autos die Einfahrt hoch, Luisas Halbbruder mit dessen Freundin und Luisa Stiefpapa (der Mann von Janeth und Vater des ungeborenen Kindes) mit irgendnem anderen Typ. Die haben gemeint, die pennen jetzt hier, ich kann in Luisas Bett pennen, sie sei im Moment bei ihrem leiblichen Vater, wegen der ganzen Krankenhaus Sache. Nope, ich blicke da auch nicht mehr durch was wie wo wirklihc passiert ist und wie schlimm oder nicht schlimm die ganze Sache sei. Ich hatte es aber spaetestends zu diesem Zeitpunkt auch aufgegeben. Eigentlich habe ich es schon vor 4 Monaten in Las Lajas aufgegeben, irgendetwas von diesen ganzen Storys zu kapieren. Nicht, weil ich sie inhaltlich nicht verstehe, sondern weil fuer mich die entsprechenden Emotionen und Reaktionen der Leute hier einfach nicht mit dem Gesagten zusammenpassen.
Obwohl ich ultra muede war, bin ich dann noch gegen 23h mit Luisas Bruder + Freundin zu ihr gefahren, um wenigstens nochmal hallo zu sagen. Wir haben da 20-30 min gequatscht, wahrend die beiden anderen im Auto sassen und auf mich gewartet haben (noch son Ding, hoert sich voll merkwuerdig an, ist hier aber normal) und sind dann wieder nach Hause gefahren. Und die dann noch zu sich. Und dann konnte ich eeeeeendlich schlafen.
Am naechsten Tag hat mich Luisas Stiefpapa zum Busbahnhof gefahren und ich bin auf nach Panama City.
Am Busbahnhof habe ich mir schon meine Metrokarte + Guthaben gekauft, damit ich am Montag (aahhhhh morgen schon) entspannt (und billig) mit dem Bus zum Flughafen fahren kann. Dann habe ich in Lunas Castle noch ein Bett abbekommen, noch Brot aus Antigua gefuttert, mit Leuten gequatscht (schon wieder deutsche Mediziner, ist wie die Pest) und bin auch relativ fix pennen gewesen.
HALT, Stop. Nochmal back zu den Deutschen (wir waren zu sechst), die haben mir was erzaehlt. In Deutschland ist grade Wintereinbruch????? Es schneit????????? Gehts noch? Was soll das denn. Ich dachte ich komme hier entspannt aus Panama zurueck und dann sinds so easy 15 Grad zu Hause. So langes Hosenwetter, aber gepaart mit ner schoenen Lederjacke oder so und nett Fruehlingssonne. Doch nicht Mantelwetter. Fehlt ja noch, dass ich mir Handschuhe anziehe wo sind wir hier denn?! Das hat mich wirklich geschockt. Max meinte in Hamburg hagelt es. HAGEL!!! Und selbst wenns nicht ganz Weltuntergangsstimmung mit Schnee und Hagel herscht, dann bedeutet das ja nichts anderes als Regen. Bah, habe ich echt garkeinen Bock drauf. Bisschen ja ok, aber bitte doch nicht in meiner Freizeit. Ihr denkt jetzt vielleicht ich uebertreibe, aber nein. Versetzt euch dochmal in meine Lage. Fast 5 Monate jeden Tag Sonne. Ich hatte in der gesamten Zeit vielleicht 5 Tage mal son bissl Regen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, natuerlich habe ich mich daran gewoehnt, oder glaubt ihr etwa ich haette hier am Anfang um 10h morgens durch Panama joggen koennen ohne umzukippen? Ich freue mich seit Wochen auf zu Hause, aber ich habe doch nicht daran gedacht, dass das Wetter schlecht sein koennte. Bei all den schoenen Dingen die ich schon geplant habe, Tempelhofer Feld und co., laufe ich super angezogen mit Jeans, T-Shirt und duenner Jacke durch Berlin. Ha, naechste Woche zum Beispiel. 1. Mai in Berlin. Ich habe schon mein komplettes Outfit im Kopf (ja Max, ich meinte das Ernst vor 6 Wochen als ich meinte ich plane was ich anziehe, ich kann dir versichern, 50% der Weltbevoelkerung machts genauso) und wehe, das Wetter spielt nicht mit. Das ist mein letztes Wort dazu.
Naechter Morgen, Samstag 22. = Joggingtag. Leider erst 20 nach 9 los, daher wars bissl warm aber hey, nochn paar Sonnenstrahlen tanken bevor man sich wieder dem noerdlichen Polarkreis naehrt.
Danach gings, zusammen mit sechs anderen Leuten die ich angestiftet hatte (7 Leuten im PKW + Fahrer ist halt euch einfach billiger), zum monatlichen Mercado Urbano, wo ich mich mit Silke verabredet hatte, zwecks Panama nach Deutschland bringen.
Ich verrate mal so viel, ich habe im Wert von 42 Dollar eingekauft und ich hoffe, dass ich alles in meinen Rucksack bekomme.
Im Hostel dann Pancakes gefuttert (hatte mir von morgens was abgefuellt hehehe), Schokosplit und Peanut Butter, wer auch immer die Idee dazu hatte hat nen Orden verdient, und gelesen.
Und kennt ihr das Gefuehl, wenn man ein richtig gutes Buch zu Ende gelesen hat? Diese gute Laune und gleichzeitig den Drang aufzustehen und sich zu bewegen? 2 Dinge: 1.) ich war danach Bandanas kaufen (eins davon fuer den 1. Mai, ja) und 2.) Buchempfehlung fur Tote Maedchen luegen nicht (eng. 13 reasons why).
Abends hab ich nochn paar Leuten den super Ceviche-Platz am Fischmarkt gezeigt und wir haben am Kai auf der Mauer gesessen, da, wo der grosse Fahnenmast mit der Panama-Flagge steht, und die Sicht auf die Skyline genossen.
Jetzt ist es Sonntag, mein allerletzter voller Tag. Ich war um 6:15 laufen, kurz nach Sonnenaufgang, einmal die komplette Promenade am Wasser entlang, vom Casco Viejo bis ins Businesszentrum hinein. Mein erster kleiner Abschied von der City.
Ich weiss noch nicht so genau, was ich heute mache. Eventuell nochmal ins alte Panama fahren, aber nur wenn ich jemand finde, der mich begleitet. Alternativ haette ich auch Lust, noch einmal einen richtig leckeren Salat mit frischer Avokado zu machen und dann danach noch Ananas und Papaya zu essen. Mindestens einmal noch moechte ich auch nochmal Pescado frito mit Platacones essen.
Und dann gibts da noch mein kleines Maennchen, was mir seit meiner Ankunft in der Stadt ins Ohr fluesstert, ich muesse mal wieder fuer den TMS lernen. Ich versuche mein Maennchen zu ignorieren, ich muss naemlich garnichts und vor allem muss ich mich nicht waehrend der letzten 36h meines Trips noch hinsetzen und Mathe lernen, fuer einen dummen Multiple Choice Test, der mir hoechtswahrscheinlich nichts bis bedingt wenig bringt. So, das musste ich mal aufschreiben. Fuer mich und fuer mein Maennchen.
Also, wie man sieht, viele Plaene.Ich freue mich auf zu Hause, aber ich fuehle mich komisch, das es dann jetzt doch soweit ist. Das normale Ding eben. Aber ich freue mich, das ich es so beenden kann, wie ich angefangen habe. Mit dem Bus zum Flughafen und Lunas Castle.
❤ Charlie