Am Donnerstag gings von der Insel nach Granada. Als ich ankam war ich echt überrascht. Granada ist ein super schönes Städtchen, fast schon pittoresk, zumindest für mittelamerikanische Verhältnisse. Es gibt einige Kirchen, einen schönen größeren, grünen Platz und eine gepflasterte Straße die gerade runter zum See führt, auf der keine Autos fahren. Dafür gibt es viele Restaurants, die ihre Tische und Stühle nach draußen auf die Straße stellen.
Ich habe Glück und finde schnell ein schönes Hostel, ein Bett im Dorm für 5$ pro Nacht, da kann man echt nichts sagen finde ich.
Das Mädel im Bett unter mit heißt Mariana und ist ursprünglich aus Spanien. Da man dort als Biologin allerdings garkeinen Job findet, ist sie nach Costa Rica gekommen und hat dort jetzt den absoluten Traumjob; in einem Nationalpark im Norden ist sie für die Affen verantwortlich, Aufzucht (einige Mütter verenden wohl regelmäßig an den unisolierten Hochspannungsleitungen), Aufklärungsarbeit und was sonst noch dazu gehört. Sie meint zwar, ihre Klamotten seien regelmäßig voll mit Kacke und Urin, aber sie liebe ihren Job und die Affen seien so menschlich, von der Gestik, Mimik, dem Miteinander...
Die hatte jedenfalls am Vorabend so drei Nicaraguer 'Nicos' kennengelernt, mit denen wir abends dann raus sind.
War ziemlich lustig, wir waren essen und haben uns, wie so oft, über kulturelle Unterschiede unterhalten. Ich weiß jetzt unter anderem, wie man als Nico flirtet und sie wissen, dass das hinterher pfeifen, rufen und die Gestiken auf der Straße für mich als Europäerin eher ein Zeichen von Respektlosigkeit ist (zu deren Überraschung, das sei doch schließlich gut wenn man vielen gefällt. Das etwas eher zurückhaltende Flirten aus Deutschland fanden sie dagegen viel zu kompliziert).
Wir hatten jedenfalls nen netten Abend und ich hab mich für den nächsten Abend mit ihnen verabredet, diesmal allerdings alleine, weil Mariana am Freitag schon wieder zurück nach Costa Rica musste.
Den nächsten Tag habe ich nichts gemacht. Ich hing den ganzen Tag im Hostel und hab gechillt. Abends dann nochmal Essen gegangen zusammen mit Nasser und einer Gruppe beim Folklore Tanzen zugeguckt.
Die wirklichen Highlights kamen allerdings am Samstag. Morgens habe ich mir ein Frühstück im Schokoladenmuseum gegönnt, habe dort schön gelesen und dann noch ne gratis Führung inkl Verkostung gehabt. Hätte euch am liebsten was mitgebracht, aber ungekühlt schmilzt die Schokolade ja leider sofort bei den Temperaturen hier.
Dann bissl durch die Stadt geschlendert, unter anderem an einer Hängemattemanufaktur mit dazugehörigem Café (Sonrir) vorbei. Beide Läden sind Non-profit Geschäfte. In der Hängemattemanufaktur arbeiten Jugendliche, die von der Straße geholt wurden während man im Café auch ohne Spanisch gut durchkommt, dort arbeiten ausschließlich Taubstumme.
Es ist ein wirklich schöner Ort, sehr friedlich, ruhig, trotz der beeindruckend großen Touri-Gruppen die dort ein- und ausgehen.
Das Café ist, typisch nicaraguanisch, vielleicht auch granadaisch, das weiß ich noch nicht, um eine Art Atrium, einem begrünten Innenhof, angelegt. Das haben hier einige Häuser, und das macht sich echt gut muss ich sagen. Wirkt ein bisschen römisch/orientalisch.
Gegessen habe ich dort allerdings nicht, sondern bin stattdessen zurück ins Hostel, um Mathe zu lernen. Was nicht nur ein bisschen frustrierend war sondern ein bisschen mehr als nur ein bisschen. Ich scheine mathematisch auf dem Niveau einer Achtklässlerin stehen geblieben zu sein. Keine Ahnung wie ich mich die letzten Jahre durch die Schule schummeln konnte, aber mein Respekt vor mir selbst steigt direkt proportional zu meiner Frustration, wenn ich feststellen, dass ich 2^3 = 9 gerechnet habe. Ich bräuchte dringend Nachhilfe, ich versuchs so gut es geht alleine, hab hier ja eh keine Wahl, und wenn was wirklich ganz verkorkst ist, weiß Olli immer ne Lösung. Was meine Frustriertheit nicht unbedingt besser macht wenn ich mir daran die letzte Stunde erfolglos die Zähne dran ausgebissen habe, aber hey, Olli hat wenigstens echt gute Tipps parat.
Und eine Sache kriege selbst ich auf die Reihe: bei 5 Antwortmöglichkeiten liegt die Chance, dass ich die richtige Lösung ankreuze immerhin bei 20%.
Unterbrochen wurde ich pünktlich um 16:30 vom Bus, der mich, und andere, abholen sollte. Wohin fragt ihr euch vielleicht? Tja, Nicaragua ist ein Land voller Vulkane und nicht wenige von denen sind aktiv. Nicht auf jeden kann man rauf, aber zufällig gibts hier in Massala, 1h von Granada entfernt, einen, auf den man sich fahren lassen kann (Laufen ist verboten, weil man im Falle eines Ausbruchs zu lange zum Runterrennen brauchen würde. Vielleicht liegts auch daran, dass man so nicht ein bissl Geld von den Touris abzweigen kann. Vielleicht, ist nur ne wage Vermutung;) ).
Ich habe zuvor noch nie einen aktiven Vulkan gesehen, und dort zu stehen, 500 - 1000m tief geradezu in die glühende Erde zu gucken und die Lava hin und her schwappen zu sehen (und zu hören!) ist auf jedenfall ein Erlebnis, was ich jedem da draußen empfehlen kann. Das war schon krass.
Ich kannst auch garnicht so gut beschreiben. Im Prinzip steht man ja nur einfach da und guckt zu, wie ganz weit weg, ganz weit unten etwas rote Soße vor sich hin gluckert. Es sieht ein bisschen aus wie zähflüssiger roter Teig, der in Zeitlupe von einer riesigen Küchenmaschine durchmischt wird. Nur dass die Hauptzutat des Teiges Steine sind, und die Küchenmaschine niemand sonst, als Mutter Erde.
So das wärs auch schon wieder von meiner Seite aus.
Bis bald!
❤ Charlie
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