Samstag, 4. Februar 2017

COSTA RICA - Bahia Drake


Hola,
jaaa hier bin ich wieder, mittlerweile im schoenen Costa Rica.
Am Mittwoch hat mich Sarah morgens um Viertel nach Fünf geweckt, wir wollten den Bus um 6 bekommen um dann in David moeglichst frueh einen Bus zur Grenze zu bekommen. Hat super geklappt, um halb neun haben wir die Grenze zu Costa Rica passiert, total problemlos, wir mussten nichtmal anstehen. Ich hatte mir ehrlich gesagt viel mehr darunter vorgestellt, Wachtuerme, Hunde und Schranken. Ich bin ein Europakind, ich habe noch nie ne Grenze auf dem Landweg passiert und kenn den ganzen Quatsch nur ausm DDR-Museum.


Jedenfalls wars ganz einfach. Ausm Bus raus, rueberlaufen (wir sind zuerst sogar illegal eingereist, weil wir einfach da lang gelatscht sind und auf einmal waren wir in Costa Rica, also wieder zuerueck, Ausreisestempel, Einreisestempel und dann war jut) in den Bus einsteigen und weiter. Achso, und natuerlich noch Geld abheben, 110 000 Colónes. Tja wers hat der hats halt ne? Ok gut, es ist weniger als es sich anhoert, umgerechnet 200$, also 200 Euro. Aber ist trotzdem ein komisches Gefuehl, mit nem Schein rumzulaufen, auf dem ne 20 000 steht. Man kann hier zwar auch mit Dollar zahlen, aber das ist dann meistens teurer.
Jedenfalls gings dann ueber Palmar nach Sierpe, wo ich das bato collectivo nach Bahia Drake nehmen wollte. Das faehrt 2 mal tgl, um 11:30 fuer 15 $ und um 16:30 fuer 20$. Ich war puenktlich um 12:15 da. Also warten, das kann ich mittlerweile ganz gut. Eingekauft hatte ich schon in Palmar, da das Essen in Bahia Drake sehr teuer ist (Kurze Erklaerung: Bahia Drake ist, wie der Name schon sagt, eine Bucht umgeben vom Nationalpark Corcovado, dem groessten zusammenhaengenden Nationalpark in Pacific-Lateinamerika und laut National Geographic 'the most biologically intense place on earth'. Daher gehoert dieser Ort zu den abgeschnittensten Stellen Costa Ricas, und die Preise sind hoch.).
Also hingesetzt, Ukulele hervorgeholt und sofort angesprochen worden, von Cesar, einem Tourist-Guide, der die folgenden 1,5 Stunden begeistert auf meiner Ukulele rumgeklimpert hat, während ich daneben saß, den Fluss nach Krokodilen abgesucht habe (hab leider keine gesehen), und einfach entspannt habe. Als dankeschoen hat er mir ne Fresca, das ist das selber wie chicha in Panama, also Limo, in dem Fall frisch gepresster O-Saft mit Eis, ausgegeben und mir außerdem nen Job-Angebot gemacht, als er gehoert hat, dass ich außerdem noch Deutsch, Englisch und Französisch spreche. Ich hab ihm mal meine Mailadresse gegeben, aber er hat sich nicht mehr gemeldet, aber ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust auf arbeiten im Moment.



Nachdem er dann weg war, wurde ich von so Senioren aus Spanien und Italien auf ein Eis eingeladen. Die waren mega cool (ich habe eh bis jetzt die Erfahrung gemacht, dass die älteren Menschen, die sich hier rumreisen, wirklich durchweg coole Menschen sind; gelassen, abenteuerlustig, lebensfroh und sehr sehr offen, dazu immer noch echt witzig und teilweise bissl versaut, was ich ja feier), leben im Sommer in Spanien und im spanischen Winter hier.


Findet die Schlange...
Mit denen habe ich gequatscht, bis das Boot kam (irgendwann waren dann auch mehr Touris da) und uns 30 min rüber gefahren hat, durch den Fluss, über den Pazifik in die Bucht, wo ich den restlichen Abend mit 2 Französinnen, 2 Französisch-Schweizern und einem französisch sprechendem Deutsch-Schweizer verbracht habe (hier gibts es definitiv mehr Franzosen als in Panama) und schließlich totmüde ins Bett gefallen bin.
Leider wars nur ne kurze Nacht, morgens wurde in von Nadine geweckt, einer deutsch sprechenden Französin, mit der ich ab 6 Uhr morgens wandern gehen wollte. Wenn ihr euch jetzt zwischenzeitlich fragt, wieso ich mich immer wecken lasse - no smartphone no wecker. Kapieschte?
Nadine ist auch schon etwas älter gewesen, Ende 50 vielleicht? Sie lebt in Cannes, ist Altenpflegerin, spricht nahezu perfekt deutsch, italienisch, spanisch, englisch und französisch und reißt jetzt 6 Wochen alleine durch Mittelamerika. Ist heute morgen um kurz nach 3 los, weil sie am 11. wieder nach Hause fliegt, aber noch unbedingt mit dem Zug durch den Jungle nach Kolumbien fahren moechte (Ja genau, da wo die Guerilla Kaempfe sind, weswegen da auch eigtl keiner lang faehrt). Und mit ihr zusammen zu laufen war toll. Wir haben uns ganz viel Zeit genommen, viel geguckt (die meisten Touris rennen durch den Jungle als waers n Marathon) und jedes mal wenn sie was spannendes gesehen hat, hat sie mich flüsternd angebrüllt, EY EY EY SCH SCH EY EY DA SCHAU REGARDE, so dass ich jedes Mal zusammen gezuckt bin und einen Satz nach vorne gemacht habe.





Und gesehen haben wir viel, monos (Affen), lapas (Papageien) und nen Nasenbaer. Am Strand beim schnorcheln spaeter noch Kugelfische, und andere große Fische und ueberall Schmetterlinge. Riesige blaue, kleine gelb-orangene... . Ich war total beeindruckt und als wir dann auf dem Rueckweg noch auf eine ganze Affenfamilie gestossen sind, mitsamt Jungen, und die nur 1 Meter von mir entfernt vorbei gelaufen sind (und das ist so krass, die sehen aus wie wir. Die Mimik ist praktisch so wie bei uns Menschen und auch das Alter kann man ablesen, einfach weil man das sieht (Falten, sogar dunkle Altersflecken) und auch die Gestik ähnelt uns Menschen so sehr, dass es einfach nur unglaublich ist) habe ich mich einfach hingesetzt, gestaunt und mir geschworen nie wieder in einen Zoo zu gehen.





Dabei ist das noch garnichts. Wenn man den Nationalpark betritt trifft man mit Sicherheit auf Tapire, andere Affen, noch mehr bunte Voegel und wenn man ganz viel Glueck hat sogar auf Pumas oder Jaguare. Im Wasser kann man bei Tauchgaengen dagegen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf riesige Rochen, Schildkroeten und Haie treffen und zu anderen Zeiten im Jahr sieht man auch verschiedene Wal-Schulen.
Wieso ich das nicht mache? Ganz einfach, es ist teuer. Den Nationalpark darf man nur mit nem Guide betreten, ds kostet mind. 80$ und schnorcheln 90$, tauchen ab 130$. Ich bin noch lange genug hier, es gibt Nationalparks in denen man 7$ Eintritt zahlt und selber rumgehen kann und die vielleicht keine ganz so grosse Artenvielfalt besitzen, aber fuer nen Leihen wie mich interessant genug sind. Ausserdem finde ich Touren doof, ich will mir die Zeit nehmen wie ich moechte, und mich da nicht an andere anpassen muessen. (Und das Wandern gestern fuehrte am Strand/Jungle, am Rand des Nationalparks lang. Nur falls ihr euch wundert.)



Eine Sache lasse ich mir dann aber doch nicht nehmen,ich mache heute Abend eine Nachtwanderung, auch ne Tour, 40$, im Nationalpark. Das soll super toll sein, ich werde auf seeeeeehr viele sehr grosse Spinnen treffen (ihhhhh), giftige Schlangen sehen und viele Froesche treffen. Und weil ich mich das 1. nie alleine trauen wuerde und 2. nie all diese kleinen Viecher sehen wuerde, und ich 40$ einen fairen Preis finde, freue ich mich schon sehr darauf.
Jetzt muss ich aber zum Schluss kommen, der Typ, der mir seinen Laptop geliehen hat, braucht den jetzt selber, und ich will heute nochmal an den Strand kommen.
Kleiner Ausblick fuer die naechsten Tage: morgen gehst mit 2 Maedels nach Dominical, abends wird superbowl geguckt und dann moechte ich dort noch nen Tag bleiben und in den Nationalpark in der Naehe gehen.
So siehts aus. Bis bald!
❤ Charlie

2 Kommentare:

  1. Auntie Fox liest sich rückwärts durch deine Berichte und bekommt weiche Knie - nicht vor Angst oder Neid, sondern dank deiner anrührenden Worte und Bilder. Na gut, etwas Fernweh ist auch dabei. Meine Abenteuer hier sind zum einen deutsch bürokratisch (halt mir die Daumen, dass alle Formulare und Anhänge, die ich vergangenen Montag endlich losgeworden bin, ohne weitere Nachfragen akzeptiert werden), zum anderen interkulturell-bürokratisch (Praktikumsplätze für Geflüchtete finden und ihnen Chancen und Ansprüche, die sie Ernst nehmen sollten, vermitteln), und am vergangenen Montag hab ich noch eine sehr spontane, heftige Begegnung mit einem kleinen, dicken Pfosten (Poller) gehabt, der nicht nur im Park im Weg herumstand, sondern auf den auch noch eine fette Streugut-Schlitterbahn zuführte. Ich hatte vorher einen Moment lang zur Seite gesehen vom Rad aus, weil *seufz* Erinnerungen hochkamen, als ich die Veranstaltungshalle passierte, wo M. und ich vor 2 Jahren gejobbt hatten... Naja, dann war nix mehr zu wollen: Die Splitt-Piste brachte mich beim Bremsen nur ins Rutschen und dann kam der heftige Pfostenkuss, nach dem ich für Momente nichts weiß... ich lag auf der anderen Seite des Pfostens aufm Bauch und sah unter der Kapuze hervor einen Handschu neben mir, spürte den Rucksack voller Einkäufe auf mir und besonders rechts in der Niere, dazu die linke Schulter als pochendes Schmerzzentrum. Alles nur Weichteilschäden an mir, die von Tag zu Tag verschiedene Grade von Aua ausprägen... Dafür ist mein Rad irreparabel gestaucht und mein Fahrrad-Ego auch ein wenig... Aber weiterarbeiten wollte und musste ich, weil: wichtig.

    So ein schnorchelbares Meer wär schon ne gute Reha-Maßnahme... und dazu vielleicht eine kleinere Dschungelwanderung. Lass dich weiter verwöhnen von der reichen KÜste - vom Reichtum der Wildnis und aller Begegnungen.

    <3******

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  2. P.S.: Ja, auch ich sehe einen Zusammenhang zwischen Erleichterung über abgegebene Formulare und dem harten Aufprall auf dem Asphalt. Tja.
    Aufrappeln und weitermachen... Auntie F. <3

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